Mittwoch, 14. November 2012

Kochi: Fisch, Kultur und Gute Laune...

Ein richtig guter Start...


Da waren wir nun also, am suedlichsten Punkt unserer Reise, und auch gleichzeit dem suedlichsten Bundesstaat Indiens – Kerala. Wir beschlossen uns zunaechst fuer ein paar Tage in Kochi zu niederzulasen, bevor wir weiter gen Sueden zu den beruehmten Backwaters aubrechen wollten. Kochi’s Stadtviertel sind geteilt durch einen riesigen See, der mit dem Meer verbunden ist (hier beginnen auch bereits die Backwaters). Weg vom turbulenten Stadtkern “Ernakulem” zog es uns ins touristischere, aber schoenere und gelassenere Viertel “Fort Kochi”. Und was wir vorfanden stimmte uns sofort sehr positiv: ein vertraeumter kleiner Ort am Arabischen Meer, umringt von unglaublich viel Wasser, viel Gruen, etlichen Palmen und total froehlichen Menschen. Die Einwohner sind hier tatsaechlich viel entspannter als im Rest des Landes. Jeder scheint immer gute Laune zu haben, man sieht die meisten Leute stendig lachen – niemand jammert und keiner der Haendler versucht offen einen ueber’s Ohr zu hauen… einfach eine zutiefst aufrichtige Freundlichkeit und Zufriedenheit. Schoen… Die gute Seele der Bewohner wird noch unterstrichen, indem es Moslems, Christen, Hindus und Juden hier tatsaechlich schaffen es friedlich und bunt gemischt auf wenigen km2 miteinander aushalten. Wo gibt’s das denn sonst?

Unser Freddy (2. v.l.) und sein Kollege
Zu unseren extrem positiven ersten Eindruecken kam auch direkt unser einmaliges Zimmer im “Princess Inn”. Es war einfach riesig gross (eigentlich war es fuer 3 Leute), mit richtig hohen Decken und in perfekter Lage: nur 2 Minuten vom Wasser und den beruehmten Chinesichen Fischernetzen entfernt! Ein Traum! Und der beste Manager unserer ganzen Reise, Freddy. Er erinnerte mich ein wenig an den jungen Eddie Murphy, also ein absoluter Strahlemann und die Hilfsbereitschaft in Person, nur mit seinen Restaurant-Empfehlungen lag er ab und zu mal daneben – falls ihr in Kochi seid, das “Talk of the Town” wuerde ich nicht empfehlen, denn da sprudelt der gegorene Ketchup aus der Flasche :)… 

A pro pos Essen – da erwartete uns ja noch das Beste! Ok, dass es am Meer ohne Ende Fisch und Meeresfruechte gibt ist jetzt nicht so die grosse Ueberraschung. Aber hier in Kochi konnte man sich seinen Fisch vom Fischer kaufen, und dann bei den umliegenden Restaurants nach seinen Herzenswuenschen zubereiten lassen – die beste Idee ueberhaupt!
Diese ganzen Argumente (aber vor allem das tolle Zimmer) veranlassten uns schliesslich dazu, uns fuer unseren gesamten Kerala-Aufenthalt in Kochi zu ‘stationieren’, und die anderen Orte von hier aus zu erkunden…

Vorher

Nachher! Yum!



Die Chinesischen Fischernetze

Das sind sie!
A pro pos Fisch und Fischer – das Wahrzeichen von Kochi sind die Chinesischen Fishernetze, die fuer eine uralte traditionelle Art des Fischfanges genutzt werden… Wie so viele schoene Traditionen wird jedoch auch diese von der Industriefischerei verdraengt, da der menschliche Arbeitsaufwand sehr hoch ist. Aber da kann euch Tim mehr dazu erzaehlen :)

So, ich werd mich dann auch mal versuchen eine Geschichte spannend zu verpacken… Ich hatte diese Chinesischen Fischernetze schon in einer Doku gesehen und wollte natuerlich herausfinden wie das so funktioniert. Dann bin ich einfach mal morgens um 6 los und hab gefragt ob ich ein bisschen helfen kann. Die Fischer freuten sich! Ich wurde kurz eingewiesen, und sollte beim Hochziehen der Netze zu helfen. Wow, man braucht min. 4-6 Leute um die hochzubekommen – das war ein echter Kraftakt! Netze runterlassen, und wieder hochziehen, und das im 5 Minuten Takt! Puh... Allerdings war das Wasser voll mit schwimmenden Pflanzen, und so mussten wir nach 2 Durchgaengen Pause machen – also ab zum Chai-Mann und chillen :) Der ideale Platz um mehr ueber die Fischer und ihr Leben zu erfahren. Ein paar spannende Stories waren da dabei…

Beim Hochziehen der Netze
Die Ausbeute bei jedem Fisch-Durchgang war leider nicht so prall: ca. 10 – 20 Sardinen-grosse Fische, und ab und zu mal ein Groesserer. Und dafuer der ganze Auwand? Aber mir wurde erklaert dass die Saison erst im Dezember beginnt, und dann gibts wohl auch mehr zu fangen. Der ganze Morgen war dann sehr schwerfaellig (wegen den vielen Pflanzen) und ich bin um 11Uhr gegangen, nachdem ich nun Experte in alter Chinesischer Fischkunst war, und mich sehr gut mit den Fischern ‘angfreundet’ hatte (ich war jetzt sozusagen einer von ihnen) – was mir spaeter noch zum Verhaengnis werden sollte, hehe…

So sind Claudi und ich am spaeten Nachmittag durchs Dorf gelaufen, und auf einmal kam uns die ganze Crew entgegen und lud uns ein Einen saufen zu gehen, da sie Feierabend hatten und es zudem ein Feiertag war. Ich konnte natuerlich nicht Nein sagen und endete in einer Bar im Hinterzimmer mit Flaschen Whiskey und Bier. Dann musste jder der Reihe nach ein Lied singen und es ging echt laut her, haha… Ich war dann aber dankbar als Claudi mich nach einer Stunde abgeholt hat (sie ist vorher noch schnell gefluechtet, da sie sich nicht ganz so wohl fuehlte unter den ganzen besoffenen Fischer-Maennern)… Strange, aber eine super Erfahrung!


Etwas Kultur…

Typisches Kathakali-Kostuem
Abgesehen von den vielen – auch fuer uns Laien echt beeindruckenden – Kuenstler- und Handwerksstaetten ist Kochi vollgepackt mit allen moeglichen Aktivitaeten, die uns Touris eine Kostprobe der einheimischen Kultur geben sollten. Egal wo man hinging, in irgendeiner Ecke des Ortes fand man Auffuehrungen mit klassischer indischer Musik, dem keralischem Ausdruckstanz “Kathakali” oder traditionellem Suedindischen Kampfsport. Wir dachten uns dass wir unser Backpacker-Dasein vielleicht mal mit etwas hoeherer Kultur aufpolieren sollten, und sahen uns die Kathakali-Tanzshow an. Im Prinzip ist das ein Mix aus Schauspiel, Tanz, Musik und Ritualen. Die Kuenstler haben aufwendig und bunt bemalte Gesichter und erzaehlen alte Geschichten aus dem Hindu-Reich. Das Publikum war gemischt, aber bestand doch vermehrt aus reiferen Damen und Herren. Und da tapste ich doch direkt in ein Fettnaepfchen – oder besser gesagt: in die weisse Kreidemalerei, die die Kuenstler direkt vor der Buehne auf den Boden gemalt hatten! Wow, da erntete ich Schelte und boese Blicke von dem Paerchen aus der ersten Reihe. ‘Schrecklich, diese jungen Kunstbanausen heutzutage’ wollten mir diese Blicke sagen… Das war doch keine Absicht!! Und ich war gottseidank nicht die einzige, hehe…

Fuer den strapazierten Koerper kann man sich bei einer Ayurveda-Behandlung verwoehnen lassen oder beim Yoga seine innere Mitte und Balance finden. Letzteres wuerde ich allerdings hier nicht empfehlen, sonst findet ihr eure innere Mitte vielleicht durch einen Bandscheibenvorfall! Ich quaelte mich tatsaechlich um 6.30 Uhr (morgens!) aus dem Bett. Wir mussten zunaechst eine viertel Stunde auf die Yoga-Lehrerin warten, die uebrigens in einem Sari erschien (ich fragte mich bereits wie man darin wohl ordentlich Yoga machen kann). Als wir den dunklen Raum betraten stellte sich mir die naechste Frage: Wo sind die Yogamatten?? Gab es nicht! Wir lagen also direkt auf dem harten, knarzenden Holzboden. Dann fing die kleine, leicht fuellige Dame an, und das Unheil nahm seinen Lauf. Sie beherrschte ihren Koerper zwar unerwartet gut, versuchte uns aber zu Posen zu bringen, die KEINESFALLS fuer einen Anfaenger geeignet sind. Ein Yoga-Lehrer muss doch sehen wo die Grenzen sind! Sie sah das leider nicht, und drueckte unsere Beine weiter ueber unseren Kopf, dabei unsere “Au, auuuu” voellig ignorierend! STOP young lady, so geht das nicht! Eigentlich haette ich gar nichts bezahlen sollen, aber dazu bin ich leider nicht hart genug. Also merkt euch: Yoga im Kathakali Centre in Fort Kochi – lieber nicht!


Das Einheimische Leben


Photo, photo!!! Da wollen sie nun unbedingt
geknippst werden und dann wird nicht mal
ordentlich gegrinst (zumindest die eine)
Zugegeben, danach musste ich erst ein wenig suchen, denn Fort Kochi war schon sehr touristisch. Aber ich habe dann doch ein paar unschlagbare Methoden entdeckt, um einmal keine (oder wenige) weisse Gesichter um mich herum zu haben, und so dem einheimischen Leben etwas naeher zu kommen.

1. Einfach mal loslaufen, ohne sich ein direktes Ziel zu setzen. Am besten in Richtungen, die auf den ersten Blick nicht so schoen oder spannend aussehen. So bin ich direkt im Schulbezirk gelandet, habe beim Musik-Training fuer eine Schulauffuehrung zugeschaut, durch die Fenster den Unterricht verfolgt, und wurde nach Schulschluss von lachenden Schulmaedchen ueber meine Herkunft, Namen etc. geloechert. Lustig :)




2.     Ein Fahrrad ausleihen! Wow, warum bin ich da noch nicht eher drauf gekommen?? Ich besorgte mir ein schickes, klapperndes, indisches Rad und konnte so bequem den ganzen Ort erkunden. So wird man ausserdem laestige Tuktuk- und Taxi-Fahrer los, die Einem sonst staendig irgendwelche Stadttouren anbieten wollen. Alle Einheimischen staunen zuerst, dann winken und freuen sich (das machen hier wohl nicht so viele verwoehnte Touris :))

3.       Einmal mit den Einheimschen aufstehen (sehr frueh!) und morgens in die oeffentlichen Verkehrsmittel setzen (in diesem Fall die Faehre). So fuehlt man sich mitten drin, und irgendwie dazu gehoerig, vor allem wenn man bereits alle Wege kennt, und sich einfach ganz selbstverstaendlich mit der Masse mitbewegt.

Auf meinem Luxus-Drahtesel...
4.       Der gute alte Chai-Stand! An fast jeder Strassenecke gibt es irgendwo einen kleinen Stand der Tee (Chai) und kleine Snacks verkauft. Dort kommt man wirklich IMMER mit Einheimischen ins Gespraech. Mir wurde u.A. das Geheimnis eines guten Chais gezeigt, und ich habe gelernt dass Jura-Studenten in Indien ganz schoen faul sind, und lieber den ganzen Tag am Chai-Stand statt in der Uni abhaengen… “Law in India is easy”, sagten sie. – “Haha, ja kann ich mir vorstellen: ein bisschen Geld hier und ein paar Scheine da und der Fall ist geritzt, ne ;)


Kochi Revue…

Es ist zwar super schoen, aber nach ein paar Tagen reicht es dann auch. Ist eben doch alles sehr sehr touristisch hier, und besonders viele aeltere europaeische Touristen zieht es hier her (natuerlich ging die Saison nun auch langsam los). Das ist auch nicht verwunderlich: hier ist alles schoen, sauber und easy-going, nicht so hart wie z.B. im Norden Indiens. Es gibt viel Kulturelles, viele kleine Kunsthandwerke, ueberall Spa- und Ayurveda-Verwoehn-Oasen, und viele super schicke Hotels und Restaurants… Also wenn ich 50 oder 60 waer wuerde ich mich hier auch pudelwohl fuehlen –  Wink mit dem Zaunspfahl liebe Eltern ;)


Fuer uns hatte das allerdings jetzt einige Nachteile…

Streetfood, yay!!!
1.       Das Essen war teurer, und man musste schon suchen um mal ein kleines einheimisches Lokal oder Streetfood-Staende zu finden (dafuer besser mit der Faehre nach Ernakulem fahren)…

2.       Auch die Shops waren teurer als gewohnt, natuerlich verdient, denn die Qualitaet war sicherlich besser, aber fuer unseren kleinen Backpacker-Geldbeutel doch etwas zu viel… Die aeltere Generation ist ja meist gewillt etwas tiefer in die Tasche zu greifen, und das sind die Inder hier eben auch gewohnt…

3.       Man musste auch ein wenig suchen um das richtige einheimische Leben zu finden – obwohl es gar nicht so weit entfernt war, aber man war die ersten Tage irgendwie gefangen in der Touristenfalle und in Indien war 1 Woche Urlaub, d.h. es war auch voll mit reichen indischen Touristen)…


Das gilt alles fuer ‘Fort Kochi’, der touristische Teil von Kochi. Aber im bunten Wirrwarr vom Stadtteil Ernakulem koennte ich mir durchaus vorstellen fuer 1 – 2 Monate zu leben… Augen auf fuer ein Praktikum beim Kerala Tourist Office (Scherz)…

Alles in allem war Kochi trotzdem super und die perfekte Basis um die umliegenden Schaetze Keralas zu erkunden…

Sunset.... Namaste...



Freitag, 2. November 2012

Mumbai - Traumfabrik am Arabischen Meer...



The true star of Bollywood... 




Nun war es also so weit, die bisher groesste Reise stand uns bevor: die Zugfahrt von Kolkata an der oberen Ostkueste Indiens nach Mumbai, an der oberen Westkueste. Mumbai, die Stadt wo indische Traeume wahr werden, die Hochburg des Bollywood Kinos und ein Ort der niemals schlaeft… Und unser Tor in Richtung Sueden…








Ankunft

Tim bereitet sein Schlafgemach vor...
Wir hatten es also geschafft: 31 Stunden Zugfahrt, einmal quer durch Indien, von ganz rechts nach ganz links – und es war ueberraschend angenehm! Wir hatten uns fuer diese Fahrt dann doch mal eine Klasse hoeher gegoennt, d.h. mit Air Condition und Vorhaengen vor der Schlafkoje. Dafuer haben wir dann tatsaechlich ganze 20 Euro hingeblaettert ;) Alles verlief reibungslos, die Zeit verging wie im Flug und wir hatten ein paar nette Inder neben uns, die uns mit hausgemachten (groesstenteils) leckeren Snacks versorgten. Kurz vorm Aussteigen erklaerten sie uns noch wie wir von dieser Zugstation in den Sueden Mumbais (Colaba) gelangen: zuerst ein Tuktuk zur 'Kula Station', und von dort einfach in einen local train… Na dann konnte doch nichts mehr schief gehen, oder? Ha, da hatten wir die Rechnung aber nicht mit dem lieben Tuktuk-Fahrer gemacht. Nicht nur dass er viel zu viel Geld fuer die kurze Fahrt nahm (wir wussten ja vorher nicht wie weit es ist), aber dann setzte er uns einfach an einer voellig anderen Zugstation ab. Er versicherte uns, dass diese viel besser waere um nach Colaba zu kommen… wahrscheinlich besser fuer ihn, da er uns schon nach 5 statt 10 Minuten Fahrt – fuer das gleiche Geld – herausschmeissen konnte… Fuer uns hiess es stattdessen einmal mehr umsteigen… Frechheit! Naja, wenigstens sparten wir Geld beim Zugfahren, und sind dann einfach mal schwarz gefahren. Aber eher aus Unwissenheit als aus Vorsatz, denn wir hatten keine Ahnung wo wir die Tickets kaufen sollten, und so sprangen wir einfach auf – und erreichten auch tatsaechlich ohne weitere Umstaende unser Ziel…


Salvation Army Hostel

Da ist das Taj Hotel - unsere (wirlich!) bescheidene
Bleibe lag links dahinter!
Die Suche nach einer Unterkunft gestaltete sich unerwartet schwierig. Wir steuerten zunaechst das ??? und India Guesthouse an (Hallo Shantaram Fans). Die Lage in einer Strasse direkt am Meer war umwerfend. Jedoch war die Atmosphere sehr seltsam und ungemuetlich. Und teuer war das alles! Fuer eine kleine Streichholzschachtel ohne Fenster und mit etlichen toten Motten auf den Treppen verlangte man fast 1000 Rupies (ca. 15 Euro, normalerweise bezahlen wir meist 300-500 fuer richtig tolle Zimmer)! Und in allen Hotels waren komische Typen, denen wir irgendwie nicht so recht trauten – unser innerer Abzocker-Alarm sagte uns: hier nicht! Nach einigen erfolglosen Runden im Viertel, bei rasant ansteigenden Temperaturen und mit immer schwerer werdenden Rucksaecken liessen wir uns schliesslich im “Salvation Army Hostel” nieder. Mit 850 Rupies fuer ein leicht verkommenes Doppelzimmer immer noch Wucher. Aber wenigstens war es voll mit anderen Backpackern, und es war immer noch sehr nah am Meer (ca. 1 Minute) – und direkt um die Ecke vom beruehmten, luxurioesen Taj Hotel – Das dies einer der Zielorte der Bombenanschlaege von 2009 war draengten wir dabei schnell aus unserem Gedaechtnis ;)

Unser Zimmer ;) Salvation Army... Das macht die Kirche mit
eurem Geld!
Achja, der Zimmerpreis beinhaltete ausserdem Fruehstueck UND Lunch… Na dann… Haha, nach dem Check-in erblickten wir einen Info-Zettel “No lunch today”. Meine Frage nach einem Preisnachlass oder einer entsprechenden Entschaedigung wurde dabei geschickt ignoriert. Egal, wir hatten ja noch unser Luxus-Fruehstueck: 2 Scheiben ungetoasteten Toast, ein fast zu staub zerfallendes gekochtes Ei, Marmelade mit ganz vielen Inhaltsstoffen (ausser Frucht) und eine gruene Banane. Das liess doch das Backpacker-Herz hoeher schlagen… Freundlicher Service wurde an diesem Ort auch ganz gross geschrieben. Nach dem Fruehstueck, um Punkt 8.45 Uhr, wurden einem quasi die Stuehle unter dem Hintern weggezogen und an der Seite des Raumes gestapelt. Wahrscheinlich damit man nicht in Versuchung geraet soziale Kontakte zu knuepfen, und damit die Angestellten den Raum fuer sich haben um Fernsehen zu schauen. Haha, aber wehe man stoerte sie dabei, weil man z.B. vor der Abreise seinen Rucksack aus dem Abstellraum holen wollte: Der Angestellte vorm Fernseher schrie durch das Hotel, um einen Kollegen dazu zu bewegen seinen Job zu machen. Hahaha, leider hoerte ihn keiner, da ist aber jemand richtig motzig geworden! Die gesamte Crew war kein bisschen hilfsbereit oder gastfreundlich, und blickten immer ganz duester drein. Haha, sie waren aber so krass unfreundlich, dass es eigentlich schon wieder richtig witzig war, und wir haben uns oft koestlich darueber amuesiert…


Eindruecke Mumbai

Das leuchtende Gebaeude ist ein Krankenhaus!!!
TEUER!!!! Eine Tatsache die uns vom ersten Moment an ins Gesicht schlug. Nicht nur die Zimmerpreise, auch die Restaurants, Geschaefte etc. Zumindest wenn man noch nicht weiss wo sich die guten Streetfood-Staende und einheimischen Strassenmaerkte verstecken… Eine Backpacker-freundliche Stadt ist Mumbai daher nicht wirklich. Es gab etliche westliche Touristen (auch besonders viele Deutsche), aber nicht unbedingt von unserem Schlag, eher doch die mit viel Geld… Aber trotzdem ein Punkt unserer Reise den ich nicht missen moechte. Denn alles ist komplett anders! Mumbai ist nicht Indien. Mumbai ist einfach Mumbai.

Strandpromenade nach Sonnenuntergang...
Definitiv ist es die westlichste Stadt in Indiens, nicht nur geografisch gesehen… Auf den Strassen und an der Strandpromenade flanieren sehr modern angezogene Leute, die Gebaeude bestechen mit viel Pomp und Luxus, unzaehlige Wolkenkratzer verleihen der Stadt eine unglaubliche Skyline, mit dem Arabischen Meer als perfekte Kulisse im Hintergrund… Die Stadt und ihre Bewohner zeigen sich einfach gern, und tragen offen nach aussen dass sie Geld haben… Man muss dazu sagen: Wir waren natuerlich auch nur im Sueden und im Zentrum unterwegs, das touristische, moderne und “schoene” Mumbai… Ich denke im Norden sieht das Bild etwas anders aus, denn dort befinden sich die groessten Slums Indiens… Diese Seite der Stadt wollen wir uns auf dem Rueckweg auch unbedingt noch anschauen, dann bekommt ihr das vollstaendige Fazit…

Achja, neben teuer hatte Mumbai noch einen sehr hervorstechenden Charakterzug: HEISS!!! Meine Guete, die Sonne hat vielleicht gebrannt! Und das aus meinem Munde… Armer Tim… Draussen lief man stets gegen eine dichte Waerme-Wand und mir lief der Schweiss im Stehen die Beine herunter… Gut, am Meer weht eine leichte Brise, aber ansonsten brennt die Stadt… Vielleicht haben sich die Bewohner deshalb entschlossen tagsueber lieber drinnen zu bleiben, und dafuer dann in Bars und Clubs die Nacht zum Tag zu machen :) Denn das konnten die Mumbaianer besonders gut: Die schoenen Dinge des Lebens geniessen, essen, trinken, Party machen...


Mumbai und das Meer


Sunset am 'Beach Beach'
Die super romantische Kulisse von Mumbais Skyline am Meer habe ich ja bereits erwaehnt… Die Strandpromenade war gekennzeichnet durch junge verliebte Inder-Paerchen, die dort wohl eine Gelegenheit suchten beim Sonnenuntergang ein bisschen zu kuscheln, hehe... Und auch wir genossen den pink leuchtenden Sonnenuntergang am grossen “Chowpatty Beach” – haha, uebersetzt “Beach Beach” (auf dem Mist der Englaender gewachsen)… 



Von weitem sieht es ja echt schoen aus, ne...

...von nahem leider nicht mehr.
Aber jetzt noch mal zum Meer – “Endlich am Meer!!”, dachten wir. Unsere Vorfreude darauf, das erste mal darin zu schwimmen war riesengross… und wurde sofort wieder zerstoert… 
Denn das Wasser im Meer ist vergiftet!! Wovon? Von dem ganzen Muell, Abwassern und Chemikalien die dort die Wasseroberflaeche schmuecken! Das ist ein Punkt der 
uns jedesmal wieder sehr frustriert… Man fragt sich “Warum machen die das nur??”. Von dem umweltlichen Schaden mal ganz abgesehen, sie verderben sich doch damit nur ein noch schoeneres Leben. Eine Mega-Metropole direkt am Meer, das ist doch ein Traum! Aber wenn dann Alles voller Muell schwimmt ist das wohl eher ein Alptraum… Schade…


Abzocke? Ne, mit uns nicht mehr!

Haha, so langsam haben wir den Bogen echt raus! Zwar tappt man ab und an sicher noch in eine kleine Falle (siehe Tuktuk Fahrer vom Anfang), ich denke das bleibt nie aus, und passiert sogar mal dem einen oder anderen Inder. Aber oft lassen wir uns doch nicht mehr veraeppeln. Fuer vieleTouristen ist Mumbai ja der Eintrittsort, wo man noch denkt “Wow, 100 Rs (1,50 Euro) fuer 5 Minuten Taxi-Fahren, geht ja voll klar”, haha, nicht mit uns… Besonders die Taxifahrer versuchen einen hinters Licht zu fuehren, indem sie einfach das Taxometer nicht einschalten. Der unerfahrene Tourist denkt sich dann, es ist besser ohne Meter einen guten Preis auszuhandeln und freut sich ueber sein Geschick beim Handeln, obwohl er unwissentlich das 3-fache bezahlt :) Okay, bei der Ankunft sind wir auch einmal darauf reingefallen, aber direkt danach sind wir die gleiche Strecke mit Taxometer gefahren, und somit kannten wir nun den echten Preis, hehe. Ab sofort war es immer zum totlachen wenn man einen Taxi-Fahrer gefragt hat und er sagt mit todernster Miene: “150 Rs, Sir.” (echter Preis: 40 Rs) Unsere Antwort: “Hahahaha, yes sure, bye bye :)”. Jaja, so laeuft der Hase hier…


Super Bekanntschaften...

Jan & Tim - the Dream Team :)
Einer der positiven Seiten an unserem Aufenthalt im Salvation Army Hostel war, dass wir dort auf Jan trafen! Wieder einmal ist die Welt winzig klein, denn Jan zieht nach seinem Indien-Trip ebenfalls nach Berlin!! Yay! Falls du jemals nach Berlin ziehen, und im Voraus nette Leute kennenlernen moechtest, dann reise nach Indien! ...(Wir hatten ja bereits in Rishikesh ein tolles Paercehn aus Berlin kennengelernt - ich vergass euch davon zu erzaehlen)... Ausserdem hat auch Jan die letzte Zeit in Englang verbracht - allerdings im etwas cooleren London - so konnte man sich richtig gut austauschen… Wir hatten so viel zu bequatschen. Und ehrlich, nicht nur ich war diejenige die geredet hat! Tim und Jan haben viel gemeinsam, und ich denke wir werden uns in Berlin noch oefters sehen. Wir hatten eine gute Zeit zusammen, haben ein wenig die Bars in Mumbai ausgecheckt, haben Jan in die leckere Mumbai Streetfood-Welt eingefuehrt, und… Hahaha, das beste haette ich fast vergessen: wir haben Indira mit einer Fernseh-Crew im Café Coffe Day gesehen (ein deutscher Z-Promi, frueher Mitglied in der Casting-Band Brosis, spaeter nach 1000 Schoenheits-OP’s Teilnehmer im Dschungelcamp – warum weiss ich das eigentlich alles??). Nach dieser Begegnung konnten die Jungs gar nicht mehr klar denken und checkten taeglich das Café Coffee Day. Aber keine Indira mehr… Ihr werdet damit leben muessen:)

Mit Lian am Beer-Pitchern im Leopold's
Eine der genialsten indischen Bekanntschaften unserer gesamten Reise war Lian, Kim’s Bruder, den wir am Abend im Leopold’s trafen (mit Kim habe ich im Wagamamas, einem Restaurant in Liverpool, zusammengearbeitet). Hmm, wie beschreibe ich ihn euch am besten? Ein kleiner, gut gestylter Typ, mit eher thailaendischen oder chinesischen Gesichtszuegen. Laut Tim aehnelt er in seiner Verhaltensweise dem Chinesen aus dem Film ‘Hangover’. Fuer diejenigen unter euch, die sich daran nicht erinnern koennen, oder den Film nicht kennen: Lian ist einfach extrem unterhaltsam, erzaehlt gern und viel, ist ziemlich selbstbewusst und lacht sehr viel. Den Style und das Selbstbewusstsein hat er wohl von seinem Job: er arbeitet fuer Louis Vitton, designed die Laeden und ist auch gleichzeitig der Topseller in seinem Store! Das ist doch mal ein Inder der es geschafft hat! Dadurch bewegt er sich natuerlich viel in der High Society Indiens, kennt beruehmte Schauspieler usw. Trotz allem wirkte er keinesfalls abgehoben, und unterhielt uns mit richtig guten Stories ueber Indien, ueber sein Heimatdorf und ueber seine Kindheit – natuerlich durften auch ein paar Insider Stories ueber seine Schwester nicht fehlen ;) Nebenbei leerten wir noch einige Pitcher Bier und hatten einfach einen ueberraschend genialen Abend! Zum Schluss lud Lian uns noch ein bei ihm zu Hause vorbeizukommen, wenn wir auf dem Rueckweg nach Delhi noch einmal in Mumbai Halt machen. “Aber dann wird gegessen was auf den Tisch kommt, keine Extra-Wurst!!”, sagte er noch mit hartem Ton… Hoffentlich bis bald Lian!

So, das war also die Super-Metropole Mumbai… Und jetzt heisst es nur noch: Heeeeyyy, ab in den Sueden ;)