Mittwoch, 14. November 2012

Kochi: Fisch, Kultur und Gute Laune...

Ein richtig guter Start...


Da waren wir nun also, am suedlichsten Punkt unserer Reise, und auch gleichzeit dem suedlichsten Bundesstaat Indiens – Kerala. Wir beschlossen uns zunaechst fuer ein paar Tage in Kochi zu niederzulasen, bevor wir weiter gen Sueden zu den beruehmten Backwaters aubrechen wollten. Kochi’s Stadtviertel sind geteilt durch einen riesigen See, der mit dem Meer verbunden ist (hier beginnen auch bereits die Backwaters). Weg vom turbulenten Stadtkern “Ernakulem” zog es uns ins touristischere, aber schoenere und gelassenere Viertel “Fort Kochi”. Und was wir vorfanden stimmte uns sofort sehr positiv: ein vertraeumter kleiner Ort am Arabischen Meer, umringt von unglaublich viel Wasser, viel Gruen, etlichen Palmen und total froehlichen Menschen. Die Einwohner sind hier tatsaechlich viel entspannter als im Rest des Landes. Jeder scheint immer gute Laune zu haben, man sieht die meisten Leute stendig lachen – niemand jammert und keiner der Haendler versucht offen einen ueber’s Ohr zu hauen… einfach eine zutiefst aufrichtige Freundlichkeit und Zufriedenheit. Schoen… Die gute Seele der Bewohner wird noch unterstrichen, indem es Moslems, Christen, Hindus und Juden hier tatsaechlich schaffen es friedlich und bunt gemischt auf wenigen km2 miteinander aushalten. Wo gibt’s das denn sonst?

Unser Freddy (2. v.l.) und sein Kollege
Zu unseren extrem positiven ersten Eindruecken kam auch direkt unser einmaliges Zimmer im “Princess Inn”. Es war einfach riesig gross (eigentlich war es fuer 3 Leute), mit richtig hohen Decken und in perfekter Lage: nur 2 Minuten vom Wasser und den beruehmten Chinesichen Fischernetzen entfernt! Ein Traum! Und der beste Manager unserer ganzen Reise, Freddy. Er erinnerte mich ein wenig an den jungen Eddie Murphy, also ein absoluter Strahlemann und die Hilfsbereitschaft in Person, nur mit seinen Restaurant-Empfehlungen lag er ab und zu mal daneben – falls ihr in Kochi seid, das “Talk of the Town” wuerde ich nicht empfehlen, denn da sprudelt der gegorene Ketchup aus der Flasche :)… 

A pro pos Essen – da erwartete uns ja noch das Beste! Ok, dass es am Meer ohne Ende Fisch und Meeresfruechte gibt ist jetzt nicht so die grosse Ueberraschung. Aber hier in Kochi konnte man sich seinen Fisch vom Fischer kaufen, und dann bei den umliegenden Restaurants nach seinen Herzenswuenschen zubereiten lassen – die beste Idee ueberhaupt!
Diese ganzen Argumente (aber vor allem das tolle Zimmer) veranlassten uns schliesslich dazu, uns fuer unseren gesamten Kerala-Aufenthalt in Kochi zu ‘stationieren’, und die anderen Orte von hier aus zu erkunden…

Vorher

Nachher! Yum!



Die Chinesischen Fischernetze

Das sind sie!
A pro pos Fisch und Fischer – das Wahrzeichen von Kochi sind die Chinesischen Fishernetze, die fuer eine uralte traditionelle Art des Fischfanges genutzt werden… Wie so viele schoene Traditionen wird jedoch auch diese von der Industriefischerei verdraengt, da der menschliche Arbeitsaufwand sehr hoch ist. Aber da kann euch Tim mehr dazu erzaehlen :)

So, ich werd mich dann auch mal versuchen eine Geschichte spannend zu verpacken… Ich hatte diese Chinesischen Fischernetze schon in einer Doku gesehen und wollte natuerlich herausfinden wie das so funktioniert. Dann bin ich einfach mal morgens um 6 los und hab gefragt ob ich ein bisschen helfen kann. Die Fischer freuten sich! Ich wurde kurz eingewiesen, und sollte beim Hochziehen der Netze zu helfen. Wow, man braucht min. 4-6 Leute um die hochzubekommen – das war ein echter Kraftakt! Netze runterlassen, und wieder hochziehen, und das im 5 Minuten Takt! Puh... Allerdings war das Wasser voll mit schwimmenden Pflanzen, und so mussten wir nach 2 Durchgaengen Pause machen – also ab zum Chai-Mann und chillen :) Der ideale Platz um mehr ueber die Fischer und ihr Leben zu erfahren. Ein paar spannende Stories waren da dabei…

Beim Hochziehen der Netze
Die Ausbeute bei jedem Fisch-Durchgang war leider nicht so prall: ca. 10 – 20 Sardinen-grosse Fische, und ab und zu mal ein Groesserer. Und dafuer der ganze Auwand? Aber mir wurde erklaert dass die Saison erst im Dezember beginnt, und dann gibts wohl auch mehr zu fangen. Der ganze Morgen war dann sehr schwerfaellig (wegen den vielen Pflanzen) und ich bin um 11Uhr gegangen, nachdem ich nun Experte in alter Chinesischer Fischkunst war, und mich sehr gut mit den Fischern ‘angfreundet’ hatte (ich war jetzt sozusagen einer von ihnen) – was mir spaeter noch zum Verhaengnis werden sollte, hehe…

So sind Claudi und ich am spaeten Nachmittag durchs Dorf gelaufen, und auf einmal kam uns die ganze Crew entgegen und lud uns ein Einen saufen zu gehen, da sie Feierabend hatten und es zudem ein Feiertag war. Ich konnte natuerlich nicht Nein sagen und endete in einer Bar im Hinterzimmer mit Flaschen Whiskey und Bier. Dann musste jder der Reihe nach ein Lied singen und es ging echt laut her, haha… Ich war dann aber dankbar als Claudi mich nach einer Stunde abgeholt hat (sie ist vorher noch schnell gefluechtet, da sie sich nicht ganz so wohl fuehlte unter den ganzen besoffenen Fischer-Maennern)… Strange, aber eine super Erfahrung!


Etwas Kultur…

Typisches Kathakali-Kostuem
Abgesehen von den vielen – auch fuer uns Laien echt beeindruckenden – Kuenstler- und Handwerksstaetten ist Kochi vollgepackt mit allen moeglichen Aktivitaeten, die uns Touris eine Kostprobe der einheimischen Kultur geben sollten. Egal wo man hinging, in irgendeiner Ecke des Ortes fand man Auffuehrungen mit klassischer indischer Musik, dem keralischem Ausdruckstanz “Kathakali” oder traditionellem Suedindischen Kampfsport. Wir dachten uns dass wir unser Backpacker-Dasein vielleicht mal mit etwas hoeherer Kultur aufpolieren sollten, und sahen uns die Kathakali-Tanzshow an. Im Prinzip ist das ein Mix aus Schauspiel, Tanz, Musik und Ritualen. Die Kuenstler haben aufwendig und bunt bemalte Gesichter und erzaehlen alte Geschichten aus dem Hindu-Reich. Das Publikum war gemischt, aber bestand doch vermehrt aus reiferen Damen und Herren. Und da tapste ich doch direkt in ein Fettnaepfchen – oder besser gesagt: in die weisse Kreidemalerei, die die Kuenstler direkt vor der Buehne auf den Boden gemalt hatten! Wow, da erntete ich Schelte und boese Blicke von dem Paerchen aus der ersten Reihe. ‘Schrecklich, diese jungen Kunstbanausen heutzutage’ wollten mir diese Blicke sagen… Das war doch keine Absicht!! Und ich war gottseidank nicht die einzige, hehe…

Fuer den strapazierten Koerper kann man sich bei einer Ayurveda-Behandlung verwoehnen lassen oder beim Yoga seine innere Mitte und Balance finden. Letzteres wuerde ich allerdings hier nicht empfehlen, sonst findet ihr eure innere Mitte vielleicht durch einen Bandscheibenvorfall! Ich quaelte mich tatsaechlich um 6.30 Uhr (morgens!) aus dem Bett. Wir mussten zunaechst eine viertel Stunde auf die Yoga-Lehrerin warten, die uebrigens in einem Sari erschien (ich fragte mich bereits wie man darin wohl ordentlich Yoga machen kann). Als wir den dunklen Raum betraten stellte sich mir die naechste Frage: Wo sind die Yogamatten?? Gab es nicht! Wir lagen also direkt auf dem harten, knarzenden Holzboden. Dann fing die kleine, leicht fuellige Dame an, und das Unheil nahm seinen Lauf. Sie beherrschte ihren Koerper zwar unerwartet gut, versuchte uns aber zu Posen zu bringen, die KEINESFALLS fuer einen Anfaenger geeignet sind. Ein Yoga-Lehrer muss doch sehen wo die Grenzen sind! Sie sah das leider nicht, und drueckte unsere Beine weiter ueber unseren Kopf, dabei unsere “Au, auuuu” voellig ignorierend! STOP young lady, so geht das nicht! Eigentlich haette ich gar nichts bezahlen sollen, aber dazu bin ich leider nicht hart genug. Also merkt euch: Yoga im Kathakali Centre in Fort Kochi – lieber nicht!


Das Einheimische Leben


Photo, photo!!! Da wollen sie nun unbedingt
geknippst werden und dann wird nicht mal
ordentlich gegrinst (zumindest die eine)
Zugegeben, danach musste ich erst ein wenig suchen, denn Fort Kochi war schon sehr touristisch. Aber ich habe dann doch ein paar unschlagbare Methoden entdeckt, um einmal keine (oder wenige) weisse Gesichter um mich herum zu haben, und so dem einheimischen Leben etwas naeher zu kommen.

1. Einfach mal loslaufen, ohne sich ein direktes Ziel zu setzen. Am besten in Richtungen, die auf den ersten Blick nicht so schoen oder spannend aussehen. So bin ich direkt im Schulbezirk gelandet, habe beim Musik-Training fuer eine Schulauffuehrung zugeschaut, durch die Fenster den Unterricht verfolgt, und wurde nach Schulschluss von lachenden Schulmaedchen ueber meine Herkunft, Namen etc. geloechert. Lustig :)




2.     Ein Fahrrad ausleihen! Wow, warum bin ich da noch nicht eher drauf gekommen?? Ich besorgte mir ein schickes, klapperndes, indisches Rad und konnte so bequem den ganzen Ort erkunden. So wird man ausserdem laestige Tuktuk- und Taxi-Fahrer los, die Einem sonst staendig irgendwelche Stadttouren anbieten wollen. Alle Einheimischen staunen zuerst, dann winken und freuen sich (das machen hier wohl nicht so viele verwoehnte Touris :))

3.       Einmal mit den Einheimschen aufstehen (sehr frueh!) und morgens in die oeffentlichen Verkehrsmittel setzen (in diesem Fall die Faehre). So fuehlt man sich mitten drin, und irgendwie dazu gehoerig, vor allem wenn man bereits alle Wege kennt, und sich einfach ganz selbstverstaendlich mit der Masse mitbewegt.

Auf meinem Luxus-Drahtesel...
4.       Der gute alte Chai-Stand! An fast jeder Strassenecke gibt es irgendwo einen kleinen Stand der Tee (Chai) und kleine Snacks verkauft. Dort kommt man wirklich IMMER mit Einheimischen ins Gespraech. Mir wurde u.A. das Geheimnis eines guten Chais gezeigt, und ich habe gelernt dass Jura-Studenten in Indien ganz schoen faul sind, und lieber den ganzen Tag am Chai-Stand statt in der Uni abhaengen… “Law in India is easy”, sagten sie. – “Haha, ja kann ich mir vorstellen: ein bisschen Geld hier und ein paar Scheine da und der Fall ist geritzt, ne ;)


Kochi Revue…

Es ist zwar super schoen, aber nach ein paar Tagen reicht es dann auch. Ist eben doch alles sehr sehr touristisch hier, und besonders viele aeltere europaeische Touristen zieht es hier her (natuerlich ging die Saison nun auch langsam los). Das ist auch nicht verwunderlich: hier ist alles schoen, sauber und easy-going, nicht so hart wie z.B. im Norden Indiens. Es gibt viel Kulturelles, viele kleine Kunsthandwerke, ueberall Spa- und Ayurveda-Verwoehn-Oasen, und viele super schicke Hotels und Restaurants… Also wenn ich 50 oder 60 waer wuerde ich mich hier auch pudelwohl fuehlen –  Wink mit dem Zaunspfahl liebe Eltern ;)


Fuer uns hatte das allerdings jetzt einige Nachteile…

Streetfood, yay!!!
1.       Das Essen war teurer, und man musste schon suchen um mal ein kleines einheimisches Lokal oder Streetfood-Staende zu finden (dafuer besser mit der Faehre nach Ernakulem fahren)…

2.       Auch die Shops waren teurer als gewohnt, natuerlich verdient, denn die Qualitaet war sicherlich besser, aber fuer unseren kleinen Backpacker-Geldbeutel doch etwas zu viel… Die aeltere Generation ist ja meist gewillt etwas tiefer in die Tasche zu greifen, und das sind die Inder hier eben auch gewohnt…

3.       Man musste auch ein wenig suchen um das richtige einheimische Leben zu finden – obwohl es gar nicht so weit entfernt war, aber man war die ersten Tage irgendwie gefangen in der Touristenfalle und in Indien war 1 Woche Urlaub, d.h. es war auch voll mit reichen indischen Touristen)…


Das gilt alles fuer ‘Fort Kochi’, der touristische Teil von Kochi. Aber im bunten Wirrwarr vom Stadtteil Ernakulem koennte ich mir durchaus vorstellen fuer 1 – 2 Monate zu leben… Augen auf fuer ein Praktikum beim Kerala Tourist Office (Scherz)…

Alles in allem war Kochi trotzdem super und die perfekte Basis um die umliegenden Schaetze Keralas zu erkunden…

Sunset.... Namaste...



Freitag, 2. November 2012

Mumbai - Traumfabrik am Arabischen Meer...



The true star of Bollywood... 




Nun war es also so weit, die bisher groesste Reise stand uns bevor: die Zugfahrt von Kolkata an der oberen Ostkueste Indiens nach Mumbai, an der oberen Westkueste. Mumbai, die Stadt wo indische Traeume wahr werden, die Hochburg des Bollywood Kinos und ein Ort der niemals schlaeft… Und unser Tor in Richtung Sueden…








Ankunft

Tim bereitet sein Schlafgemach vor...
Wir hatten es also geschafft: 31 Stunden Zugfahrt, einmal quer durch Indien, von ganz rechts nach ganz links – und es war ueberraschend angenehm! Wir hatten uns fuer diese Fahrt dann doch mal eine Klasse hoeher gegoennt, d.h. mit Air Condition und Vorhaengen vor der Schlafkoje. Dafuer haben wir dann tatsaechlich ganze 20 Euro hingeblaettert ;) Alles verlief reibungslos, die Zeit verging wie im Flug und wir hatten ein paar nette Inder neben uns, die uns mit hausgemachten (groesstenteils) leckeren Snacks versorgten. Kurz vorm Aussteigen erklaerten sie uns noch wie wir von dieser Zugstation in den Sueden Mumbais (Colaba) gelangen: zuerst ein Tuktuk zur 'Kula Station', und von dort einfach in einen local train… Na dann konnte doch nichts mehr schief gehen, oder? Ha, da hatten wir die Rechnung aber nicht mit dem lieben Tuktuk-Fahrer gemacht. Nicht nur dass er viel zu viel Geld fuer die kurze Fahrt nahm (wir wussten ja vorher nicht wie weit es ist), aber dann setzte er uns einfach an einer voellig anderen Zugstation ab. Er versicherte uns, dass diese viel besser waere um nach Colaba zu kommen… wahrscheinlich besser fuer ihn, da er uns schon nach 5 statt 10 Minuten Fahrt – fuer das gleiche Geld – herausschmeissen konnte… Fuer uns hiess es stattdessen einmal mehr umsteigen… Frechheit! Naja, wenigstens sparten wir Geld beim Zugfahren, und sind dann einfach mal schwarz gefahren. Aber eher aus Unwissenheit als aus Vorsatz, denn wir hatten keine Ahnung wo wir die Tickets kaufen sollten, und so sprangen wir einfach auf – und erreichten auch tatsaechlich ohne weitere Umstaende unser Ziel…


Salvation Army Hostel

Da ist das Taj Hotel - unsere (wirlich!) bescheidene
Bleibe lag links dahinter!
Die Suche nach einer Unterkunft gestaltete sich unerwartet schwierig. Wir steuerten zunaechst das ??? und India Guesthouse an (Hallo Shantaram Fans). Die Lage in einer Strasse direkt am Meer war umwerfend. Jedoch war die Atmosphere sehr seltsam und ungemuetlich. Und teuer war das alles! Fuer eine kleine Streichholzschachtel ohne Fenster und mit etlichen toten Motten auf den Treppen verlangte man fast 1000 Rupies (ca. 15 Euro, normalerweise bezahlen wir meist 300-500 fuer richtig tolle Zimmer)! Und in allen Hotels waren komische Typen, denen wir irgendwie nicht so recht trauten – unser innerer Abzocker-Alarm sagte uns: hier nicht! Nach einigen erfolglosen Runden im Viertel, bei rasant ansteigenden Temperaturen und mit immer schwerer werdenden Rucksaecken liessen wir uns schliesslich im “Salvation Army Hostel” nieder. Mit 850 Rupies fuer ein leicht verkommenes Doppelzimmer immer noch Wucher. Aber wenigstens war es voll mit anderen Backpackern, und es war immer noch sehr nah am Meer (ca. 1 Minute) – und direkt um die Ecke vom beruehmten, luxurioesen Taj Hotel – Das dies einer der Zielorte der Bombenanschlaege von 2009 war draengten wir dabei schnell aus unserem Gedaechtnis ;)

Unser Zimmer ;) Salvation Army... Das macht die Kirche mit
eurem Geld!
Achja, der Zimmerpreis beinhaltete ausserdem Fruehstueck UND Lunch… Na dann… Haha, nach dem Check-in erblickten wir einen Info-Zettel “No lunch today”. Meine Frage nach einem Preisnachlass oder einer entsprechenden Entschaedigung wurde dabei geschickt ignoriert. Egal, wir hatten ja noch unser Luxus-Fruehstueck: 2 Scheiben ungetoasteten Toast, ein fast zu staub zerfallendes gekochtes Ei, Marmelade mit ganz vielen Inhaltsstoffen (ausser Frucht) und eine gruene Banane. Das liess doch das Backpacker-Herz hoeher schlagen… Freundlicher Service wurde an diesem Ort auch ganz gross geschrieben. Nach dem Fruehstueck, um Punkt 8.45 Uhr, wurden einem quasi die Stuehle unter dem Hintern weggezogen und an der Seite des Raumes gestapelt. Wahrscheinlich damit man nicht in Versuchung geraet soziale Kontakte zu knuepfen, und damit die Angestellten den Raum fuer sich haben um Fernsehen zu schauen. Haha, aber wehe man stoerte sie dabei, weil man z.B. vor der Abreise seinen Rucksack aus dem Abstellraum holen wollte: Der Angestellte vorm Fernseher schrie durch das Hotel, um einen Kollegen dazu zu bewegen seinen Job zu machen. Hahaha, leider hoerte ihn keiner, da ist aber jemand richtig motzig geworden! Die gesamte Crew war kein bisschen hilfsbereit oder gastfreundlich, und blickten immer ganz duester drein. Haha, sie waren aber so krass unfreundlich, dass es eigentlich schon wieder richtig witzig war, und wir haben uns oft koestlich darueber amuesiert…


Eindruecke Mumbai

Das leuchtende Gebaeude ist ein Krankenhaus!!!
TEUER!!!! Eine Tatsache die uns vom ersten Moment an ins Gesicht schlug. Nicht nur die Zimmerpreise, auch die Restaurants, Geschaefte etc. Zumindest wenn man noch nicht weiss wo sich die guten Streetfood-Staende und einheimischen Strassenmaerkte verstecken… Eine Backpacker-freundliche Stadt ist Mumbai daher nicht wirklich. Es gab etliche westliche Touristen (auch besonders viele Deutsche), aber nicht unbedingt von unserem Schlag, eher doch die mit viel Geld… Aber trotzdem ein Punkt unserer Reise den ich nicht missen moechte. Denn alles ist komplett anders! Mumbai ist nicht Indien. Mumbai ist einfach Mumbai.

Strandpromenade nach Sonnenuntergang...
Definitiv ist es die westlichste Stadt in Indiens, nicht nur geografisch gesehen… Auf den Strassen und an der Strandpromenade flanieren sehr modern angezogene Leute, die Gebaeude bestechen mit viel Pomp und Luxus, unzaehlige Wolkenkratzer verleihen der Stadt eine unglaubliche Skyline, mit dem Arabischen Meer als perfekte Kulisse im Hintergrund… Die Stadt und ihre Bewohner zeigen sich einfach gern, und tragen offen nach aussen dass sie Geld haben… Man muss dazu sagen: Wir waren natuerlich auch nur im Sueden und im Zentrum unterwegs, das touristische, moderne und “schoene” Mumbai… Ich denke im Norden sieht das Bild etwas anders aus, denn dort befinden sich die groessten Slums Indiens… Diese Seite der Stadt wollen wir uns auf dem Rueckweg auch unbedingt noch anschauen, dann bekommt ihr das vollstaendige Fazit…

Achja, neben teuer hatte Mumbai noch einen sehr hervorstechenden Charakterzug: HEISS!!! Meine Guete, die Sonne hat vielleicht gebrannt! Und das aus meinem Munde… Armer Tim… Draussen lief man stets gegen eine dichte Waerme-Wand und mir lief der Schweiss im Stehen die Beine herunter… Gut, am Meer weht eine leichte Brise, aber ansonsten brennt die Stadt… Vielleicht haben sich die Bewohner deshalb entschlossen tagsueber lieber drinnen zu bleiben, und dafuer dann in Bars und Clubs die Nacht zum Tag zu machen :) Denn das konnten die Mumbaianer besonders gut: Die schoenen Dinge des Lebens geniessen, essen, trinken, Party machen...


Mumbai und das Meer


Sunset am 'Beach Beach'
Die super romantische Kulisse von Mumbais Skyline am Meer habe ich ja bereits erwaehnt… Die Strandpromenade war gekennzeichnet durch junge verliebte Inder-Paerchen, die dort wohl eine Gelegenheit suchten beim Sonnenuntergang ein bisschen zu kuscheln, hehe... Und auch wir genossen den pink leuchtenden Sonnenuntergang am grossen “Chowpatty Beach” – haha, uebersetzt “Beach Beach” (auf dem Mist der Englaender gewachsen)… 



Von weitem sieht es ja echt schoen aus, ne...

...von nahem leider nicht mehr.
Aber jetzt noch mal zum Meer – “Endlich am Meer!!”, dachten wir. Unsere Vorfreude darauf, das erste mal darin zu schwimmen war riesengross… und wurde sofort wieder zerstoert… 
Denn das Wasser im Meer ist vergiftet!! Wovon? Von dem ganzen Muell, Abwassern und Chemikalien die dort die Wasseroberflaeche schmuecken! Das ist ein Punkt der 
uns jedesmal wieder sehr frustriert… Man fragt sich “Warum machen die das nur??”. Von dem umweltlichen Schaden mal ganz abgesehen, sie verderben sich doch damit nur ein noch schoeneres Leben. Eine Mega-Metropole direkt am Meer, das ist doch ein Traum! Aber wenn dann Alles voller Muell schwimmt ist das wohl eher ein Alptraum… Schade…


Abzocke? Ne, mit uns nicht mehr!

Haha, so langsam haben wir den Bogen echt raus! Zwar tappt man ab und an sicher noch in eine kleine Falle (siehe Tuktuk Fahrer vom Anfang), ich denke das bleibt nie aus, und passiert sogar mal dem einen oder anderen Inder. Aber oft lassen wir uns doch nicht mehr veraeppeln. Fuer vieleTouristen ist Mumbai ja der Eintrittsort, wo man noch denkt “Wow, 100 Rs (1,50 Euro) fuer 5 Minuten Taxi-Fahren, geht ja voll klar”, haha, nicht mit uns… Besonders die Taxifahrer versuchen einen hinters Licht zu fuehren, indem sie einfach das Taxometer nicht einschalten. Der unerfahrene Tourist denkt sich dann, es ist besser ohne Meter einen guten Preis auszuhandeln und freut sich ueber sein Geschick beim Handeln, obwohl er unwissentlich das 3-fache bezahlt :) Okay, bei der Ankunft sind wir auch einmal darauf reingefallen, aber direkt danach sind wir die gleiche Strecke mit Taxometer gefahren, und somit kannten wir nun den echten Preis, hehe. Ab sofort war es immer zum totlachen wenn man einen Taxi-Fahrer gefragt hat und er sagt mit todernster Miene: “150 Rs, Sir.” (echter Preis: 40 Rs) Unsere Antwort: “Hahahaha, yes sure, bye bye :)”. Jaja, so laeuft der Hase hier…


Super Bekanntschaften...

Jan & Tim - the Dream Team :)
Einer der positiven Seiten an unserem Aufenthalt im Salvation Army Hostel war, dass wir dort auf Jan trafen! Wieder einmal ist die Welt winzig klein, denn Jan zieht nach seinem Indien-Trip ebenfalls nach Berlin!! Yay! Falls du jemals nach Berlin ziehen, und im Voraus nette Leute kennenlernen moechtest, dann reise nach Indien! ...(Wir hatten ja bereits in Rishikesh ein tolles Paercehn aus Berlin kennengelernt - ich vergass euch davon zu erzaehlen)... Ausserdem hat auch Jan die letzte Zeit in Englang verbracht - allerdings im etwas cooleren London - so konnte man sich richtig gut austauschen… Wir hatten so viel zu bequatschen. Und ehrlich, nicht nur ich war diejenige die geredet hat! Tim und Jan haben viel gemeinsam, und ich denke wir werden uns in Berlin noch oefters sehen. Wir hatten eine gute Zeit zusammen, haben ein wenig die Bars in Mumbai ausgecheckt, haben Jan in die leckere Mumbai Streetfood-Welt eingefuehrt, und… Hahaha, das beste haette ich fast vergessen: wir haben Indira mit einer Fernseh-Crew im Café Coffe Day gesehen (ein deutscher Z-Promi, frueher Mitglied in der Casting-Band Brosis, spaeter nach 1000 Schoenheits-OP’s Teilnehmer im Dschungelcamp – warum weiss ich das eigentlich alles??). Nach dieser Begegnung konnten die Jungs gar nicht mehr klar denken und checkten taeglich das Café Coffee Day. Aber keine Indira mehr… Ihr werdet damit leben muessen:)

Mit Lian am Beer-Pitchern im Leopold's
Eine der genialsten indischen Bekanntschaften unserer gesamten Reise war Lian, Kim’s Bruder, den wir am Abend im Leopold’s trafen (mit Kim habe ich im Wagamamas, einem Restaurant in Liverpool, zusammengearbeitet). Hmm, wie beschreibe ich ihn euch am besten? Ein kleiner, gut gestylter Typ, mit eher thailaendischen oder chinesischen Gesichtszuegen. Laut Tim aehnelt er in seiner Verhaltensweise dem Chinesen aus dem Film ‘Hangover’. Fuer diejenigen unter euch, die sich daran nicht erinnern koennen, oder den Film nicht kennen: Lian ist einfach extrem unterhaltsam, erzaehlt gern und viel, ist ziemlich selbstbewusst und lacht sehr viel. Den Style und das Selbstbewusstsein hat er wohl von seinem Job: er arbeitet fuer Louis Vitton, designed die Laeden und ist auch gleichzeitig der Topseller in seinem Store! Das ist doch mal ein Inder der es geschafft hat! Dadurch bewegt er sich natuerlich viel in der High Society Indiens, kennt beruehmte Schauspieler usw. Trotz allem wirkte er keinesfalls abgehoben, und unterhielt uns mit richtig guten Stories ueber Indien, ueber sein Heimatdorf und ueber seine Kindheit – natuerlich durften auch ein paar Insider Stories ueber seine Schwester nicht fehlen ;) Nebenbei leerten wir noch einige Pitcher Bier und hatten einfach einen ueberraschend genialen Abend! Zum Schluss lud Lian uns noch ein bei ihm zu Hause vorbeizukommen, wenn wir auf dem Rueckweg nach Delhi noch einmal in Mumbai Halt machen. “Aber dann wird gegessen was auf den Tisch kommt, keine Extra-Wurst!!”, sagte er noch mit hartem Ton… Hoffentlich bis bald Lian!

So, das war also die Super-Metropole Mumbai… Und jetzt heisst es nur noch: Heeeeyyy, ab in den Sueden ;)


Freitag, 26. Oktober 2012

Kolkata - Die Stadt der Freude... na mal sehen ;)


Kolkata by night vom 10. Stock
Unser Abstecher in die zweitgroesste Stadt Indiens war eigentlich nicht geplant, denn der Ruf Kolkata’s ist ja nicht der beste (bekannt fuer seine vielen Slums). Aber nachdem uns Simon (unser Reisekumpan aus Darjeeling) erzaehlt hatte wie lecker dort das Essen ist, mussten wir zwei Foodies uns das doch einmal anschauen. Praktischerweise hat es uns auch den weiten Weg vom hohen Norden nach Mumbai aufgeteilt. Und es hat sich gelohnt…



Die ersten Schritte im Grossstadtdschungel…

Taxi, Taxi ;)
Am Bahnhof von Kolkata erwartete uns ersteinmal etwas sehr sehr Ungewohntes: eine Reihe von… Taxis! Also, ich meine so richtige Taxis. Wo sind denn die ganzen Tuktuk’s hin? Hmmm… Okay, dann also mal wieder Auto fahren. Wir handelten einen zufriedenstellenden Preis aus, und ab ging die Fahrt ins Backpacker ‘Ghetto’ (laut Lonely Planet) Sudder Street. Jetzt aber mal ehrlich Herr und Frau Lonely Planet, man kann es jetzt auch uebertreiben… Zugegeben, wir haben uns dort schon ziemliche Abstellkammern angeschaut, aber die haben eben auch nur 2-3 Euro die Nacht gekostet, also perfekt fuer den richtig krassen Budget-Traveller… Wir haben uns aber dann doch lieber dazu entschieden uns mal etwas besseres zu goennen, und fanden in der gleichen Gegend das ‘Galaxy Hotel’, ein gemuetliches Guesthouse mit einem riesigen, blitzeblank sauberen Zimmer und ganz witzigen aelteren indischen Herrschaften als Besitzer… Das fing schon einmal gut an…


Menschenmassen quetschen sich in einen Shop...
und es ist nur ein Klamottenladen!!! Also nicht der
Kickstart des neuen iPhones oder so... crazy
Spaeter stuerzten wir uns direkt ins Getuemmel vom ‘New Market’, der direkt bei uns um die Ecke war… Ihr dachtet Shopping in der letzten Woche vor Weihnachten wer stressig und ueberfuellt? Ha, na dann kommt mal an einem beliebigen Wochentag zum New Market in Kolkata! MenschenMASSEN ueberall!!! Von allen Seiten schubste es, und die Leute zertraten sich fast um einen Fuss in eines der tausend fancy Geschaefte zu setzen… Krass! Und neben den fancy Geschaeften gab es auch noch einen Irrgarten von Shopping Malls, ueberdachten Maerkten, und unendlich viele Strassenstaende, die alle so ziemlich das Gleiche verkauften… Puh! Also die Bewohner von Kolkata scheinen ihr Geld viel und gerne auszugeben. Von ueberall blinkte Werbung und leuchteten Kinoplakate, und es gab unzaehlige Coffee Shops, Mc Donald’s & Co und Bars oder Pubs… Jaja, Kolkata wird wohl nicht umsonst die “City of Joy” genannt…
Alles voll Werbung... und Spiderman am Geruest im Hintergrund


Die Bruecke des Schreckens…

Der Hooghly River, der durch Kolkata fliesst
Nachdem wir uns die ganze Pracht der britischen Kolonialbauten angeschaut haben – Kolkata war zunaechst der Hauptsitz der englischen Kolonialmaechte – wollten wir dann doch mal wieder etwas indisches sehen. Wir brachen also auf Richtung “Mullik Ghat”, eine heilige Badestelle fuer Hindus, neben der sich einer der groessten Blumenmaerkte Asiens befindet. Die Metrofahrt dorthin meisterten wir ohne grosse Probleme. Es macht einen doch immer ein klein bisschen stolz wenn man so ganz selbstverstaendlich in oeffentliche Verkehrsmittel steigt :) Von der Station aus waren es noch ca. 30 Minuten Fussmarsch entlang einer riesigen, mit Strassenhaendlern gesaeumten Allee. Und dann – endlich da, ein Torbogen truf die Aufschrift ‘Mullik Ghat’. Der Himmel hatte sich inzwischen ganz still und heimlich mit dichten grauen Wolken zugezogen… “Egal, es regnet ja eh immer nur ein paar Minuten”, dachten wir… Vor uns war eine lange Schlange von Hindus, die sich alle auf einer winzig kleinen Bruecke stauten, die wohl der einzige Uebergang zum Ghat zu sein schien. “Willst du dich da jetzt echt anstellen?!”, grummelte Tim. Natuerlich wollte ich das, schliesslich sind wir nicht umsonst so weit gefahren! Hm… Manchmal sollte ich wohl lieber auf das Grummeln meines Freundes hoeren ;)

So haben wir uns nach der Bruecken-
Action gefuehlt...
Wir standen bereits ganz oben auf der Bruecke, voellig eingequetscht zwischen den Indern, als es ploetzlich begann zu schuetten wie aus Eimern! Nichts ging mehr, weder vor noch zurueck, noch zur Seite… Doch, nach vorne ging es dann, Alles schubste sich mit Wucht in Richtung der Stufen die von der Bruecke hinabfuehrten. Ich versuchte dagegen zu halten, denn obwohl ich auch nach unten wollte, wollte ich lieber laufen als fallen! Aaaah, Stop! Ein Gefuehl von Platzangst stieg in mir empor und irgendwie dachten wir direkt an die eingequetschten Leute von der Loveparade vor 2 Jahren… Gottseidank hatten wir dann doch mehr Glueck und kamen unversehrt, aber voellig durchnaesst und geschwaecht auf der anderen Seite an… Und es regnete immer noch in Stroemen! Da es so nicht wirklich Spass machte den Hindus beim Beten zuzuschauen, oder die zermatschten Blumen zu sehen, wollten wir nur noch eins: Schnell zurueck!!! Pitschnass vesuchten wir also ein Taxi zu bekommen – und kein einziges hielt an!! Gibt’s das denn?! Normalerweise werden wir alle 100 Meter angequatscht “Taxi, taxi, Tuk Tuk, Indian Helicopter”…. Und jetzt??? Nix… Ok, also hiess es dann eben doch laufen, und uns eine endlose halbe Stunde (oder mehr) durch Menschenmassen und Bazaare schlaengeln. Naja, wenigstens draengelten die Leute diesmal weniger – wahrscheinlich wollten sie sich nicht an uns nass machen :) Ein super netter Tee-Verkaeufer waermte uns zwischendurch mit einem brodelnden Chai (Tee mit Milch) auf – dann war auch alles nur noch halb so schlimm und wir stiegen endlich in die (eiskalte, klimatisierte) U-Bahn…


Kulinarische Highlights

Und rein mit dem Reis mit Sosse! Yum
Hmmmmm, also Simon hatte bezueglich des leckeren Essens nicht zuviel versprochen! Wir hatten dort mit Abstand das beste Streetfood, und auch die kleinen einheimischen Restaurants waren toll! Das Beste: Man durfte dort Alles mit den Fingern essen (auch den Reis!), Besteck gab es gar nicht. Super, endlich das machen, was Mutti frueher immer verboten hat :) Zuerst fuehlt es sich echt seltsam an mit der nackten Hand in den Reis zu tauchen, aber nach ein zwei mal macht es enorm Spass! Besonders den Reis mit der Sosse zu vermatschen, und dann... ab in den Mund! Ein tolles Erlebnis sein Essen vorher zu fuehlen, das erweitert die Sinne und es schmeckt 100mal besser… Und die bengalische Kueche war koestlich, anders als traditionell indische Gerichte: Immer noch gut scharf, aber gemischt mit einer leichten Suesse. Und es war viel leichter, die Sossen nicht so reichhaltig und oelig, dass man sich mit Mitte 20 schon Sorgen um sein Herz machen muss. Und es gab ueberall Fisch (Suesswasser) und Shrimps! Yum! 

An unserem Lieblingsstand - der Koch
brutzelt gerade unsere Kimchee Noodles
Aber das groesste Highlight war mal wieder das Streetfood! Und davon gibt es in Kolkata reichlich, schliesslich ist die ganze Stadt eine einzige Zusammenreihung aus Bazaaren und Strassenhaendlern… Es war so spannend sich einfach nur durch die verschiedenen Staende zu ‘snacken’! Ueberall gab es etwas Neues, und fuer den Geldbeutel war es natuerlich auch gesund – die meisten kleinen Gerichte kosteten nicht mehr als 30 – 50 cent. Gut, fuer eine richtige Mahlzeit musste man dann schon tiefer in die Tasche greifen und bis zu 1 Euro bezahlen ;) Direkt um die Ecke von unserem Hotel fanden wir dann auch schnell unseren Stammstand, an dem wir jeden Abend gegessen haben. Tim’s absolutes Favourite dort waren gebratene Nudeln mit Kimchee – traditionell koreanisch eingelegter, sehr scharfer Weisskohl. (Da es so viele Chinesen und Koreaner gibt die nach Kolkata reisen, ist das Essen auch entsprechend darauf abgestimmt). Die Besitzer des Standes waren auch mal wieder super! Unser grosser Tip: Das Essen ist die einfachste und schoenste Art in direkten Kontakt mit Einheimischen zu kommen, besonders wenn man eben immer wieder kommt…


Der geilste Studiengang der Welt

Das ist .... nicht Josh ;) nur einer der lustigen Typen vom
Food-Stand wo wir ihn getroffen haben
Das Essen ist nicht nur der beste Weg Einheimische kennenzulernen, sondern auch andere Traveller. Eines Abends sassen wir an unserem Lieblings-Streetfood Stand und haben Josh getroffen, einen Amerikaner, der Teaching-Assistant bei der coolsten Uni der Welt ist! Sie ist in Kalifornien und bietet ein kulturelles Studium an, das 5 Monate reisen durch 10 verschiedene Laender beinhaltet! Wie bitte? Das ist ja wohl mal richtig genial! Die Studenten reisen quasi um die ganze Welt, u.a. eben auch Indein. In jedem Land haben sieca. 2 Stunden Vorlesung, und dann machen sie Freiwilligendienst in lokalen Hilfsorganisationen. So lernen sie Sprache, Kultur, Religion etc. hautnah kennen und arbeiten mit tollen Projekten zusammen. Wow! Mit 40 Leuten um die ganze Welt, wenn das nicht mal heftig ist… und am Ende hat man auch noch einen tollen Abschluss, der einen in der heutigen Gesellschaft wohl weit bringen duerfte… Da muesste man mal mehr darueber herausfinden, so etwas gehoert definitiv auch nach Deutschland!


Und noch mehr nette Begegnungen…

Am letzten morgen – wir waren wieder einmal beim Essen – lernten wir noch Hermann und Dagmar kennen. Die zwei sind ein froehliches und aufgeschlossenes Lehrer-Ehepaerchen aus Muenchen. Obwohl da natuerlich ein gewisser Altersunterschied vorhanden war, haben wir uns toll mit ihnen unterhalten. Sie befinden sich gerade auf einer 1-jaehrigen Weltreise!!! Wow! Sie hatten viele spannende und witzige Stories fuer uns auf Lager… Haha, und Tim hat sich ein wenig in Hermann wieder gefunden, und ich mich in Dagmar: Die Maenner motzen ueber die Hitze und lange Fussmaersche, und die Frauen ueberreden sie dann irgendwie doch :) Und die beiden haben uns zu einer grossartigen Erkenntnis gebracht: Laengere und abenteuerliche Reisen wie diese gehoeren nicht der Vergangenheit an sobald man Kinder bekommt und im Berufsleben steckt! Die beiden sind stets ihrem Backpacker-Stil treu geblieben, auch als die Kinder dann da waren. Zwei gute Vorbilder sind das, da kann es ja bald losgehen mit der Familienplanung ;)


Kolkata – unser Fazit…

Wir lieben Kolkata! Dafuer dass es ein ungeplanter Zwischenstop war, entpuppte es sich doch als eine meiner Lieblingsstaedte. Es dauert zwar eine Weile, und am Anfang ist man von den vielen Menschen etwas erschlagen, aber nach ein bis zwei Tagen mochten wir diesen Grossstadtwirbel sehr gern. Man hat einen guten Mix aus moderner Metropole und indischem Trubel. Es gibt zwar natuerlich arme Menschen, und auch ein paar reiche, aber die meisten Leute auf der Strasse befinden sich in der gesunden Mitte – und das hat man nicht oft in Indien…

Immer am Laecheln und stolz auf sein Essen...
Kolkata ist nicht sehr touristisch, die meisten ‘Weissen’ die hier her kommen bleiben einige Zeit, fuer ein Praktikum oder Volunteering, oder eben fuer laenger zum Leben und Arbeiten… Zuerst hatte man auch den Eindruck, dass die Einheimischen Touristen nicht so sehr moegen, und die ersten 2 Tage waren ziemlich anstrengend… Aber vielleicht war das auch unsere Muedigkeit und Planlosigkeit :) Denn dann realisierten wir, wie freundlich eigentlich alle sind, und wir haben tolle Menschen getroffen. Jeder, den man nach dem Weg fragte, war immer wahnsinnig hilfsbereit. Die Verkaeufer von den Food stalls waren so herzlich und auch immer sehr stolz auf ihre Arbeit. Alle behandeln einen zuvorkommend auf eine (gefuehlt) sehr sehr ehrliche Weise, was unser Herz fuer die Inder nach Erfahrungen wie Varanasi um einiges hoeher schlagen liess :) Danke Kolkata….

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Cooling Down in Darjeeling


Endlich da! ... Oder doch nicht?


Puh! Nach 18 Stunden auf dem Bahnhof, und noch einmal 19 Stunden Zugfahrt oben drauf, stolperte unser lustiges 6er Gespann um 9 Uhr morgens aus dem Zug – hinein in die Hitze! Aber in Darjeeling sollte es doch eigentlich kuehl sein, oder? Ha, aber wir waren ja noch gar nicht in Darjeeling, denn das lag ja noch eine 3-stuendige Jeepfahrt von uns entfernt! Was soll’s, nach dieser langen Reise ist das doch ein Klacks, und schoen gemuetlich im Auto, das konnte schon nicht so schlimm sein... :)... Meine Gedanken waren wohl ein wenig optimistisch. Die Jeep-Fahrer nutzen gern jeden Milimeter ihres Fahrzeuges aus – mehr Mitfahrer, mehr Kohle, klar. So sassen wir insgesamt zu elft in einem Wagen, der eigentlich maximemal fuer 8 bequem waere, ich mit den drei Jungs auf der Hinterbank! Gemuetlich ist dabei relativ. Die Entfernung nach Darjeeling betrug 70km, nun koennt ihr euch vielleicht vorstellen wie diese aussah, wenn man dabei 3 Stunden braucht und ueber 2000 Hoehenmeter ueberwindet... Die arme Adina leidet an Reisekrankheit – wie hat sie diese Fahrt nur ueberstanden??? Aber auch Siena und ich „fuhren“ noch ein paar Stunden weiter, auch nachdem wir bereits ausgestiegen waren...


Ein ganz neues Klima... Und Berge...

Ueber den Wolken, aiaiai...
Es dauerte noch ein wenig bis wir dann so richtig in Darjeeling ankamen, und realisieren konnten wo wir waren. Was wir aber sofort realisierten war: es war um einiges kaelter! Den guten Tim hat das natuerlich riesig gefreut :) Okay, ich fand’s auch mal ganz angenehm. Tagsueber waren meist ca. 20 Grad –also Zeit fuer den Winterpullover! Ha, hat sich doch gelohnt das Zeug mit nach Indien zu nehmen! Und nachdem wir unser Hotelzimmer gesehen haben sind wir auch direkt losgezogen um zwei Decken zu kaufen, denn das Bettzeug war, wie soll ich es sagen, ein wenig feucht. Also haben wir uns dann nachts schoen in unsere brandneuen Fleece-Decken gekuschelt (das machte dann auch die steinharten Matratzen fast zu einem Himmelbett). Der spaete Monsun war wohl mal wieder Schuld an dem Schlamassel. Genau deswegen stand man draussen auch oefters mal in einer Dunsthaube, sozusagen direkt in den Wolken – hatte irgendwie auch was. Schade war nur, dass man normalerweise um diese Zeit jeden Tag klare Sicht auf die umliegenden gruene Berge, Teeplantagen, und die schneebedeckten Spitzen Indiens hoechsten Berges Kangchendongze (8586 m) – und sogar die des Mt. Everest – haben sollte... Naja, man kann eben nicht alles haben... 


Yaaaaay, die Spitzen der Welt
Und unsere Traum-Aussicht auf die Spitzen der Welt haben wir schliesslich auch noch bekommen, bei einem (sehr) frueh morgendlichem Ausflug zum Aussichtspunkt „Tiger Hill“: Um 4:30 Uhr (!) brachen Simon, Tim und ich auf zum Jeep-Parkplatz, dann ca. 45 Minuten bergauf, und da waren wir... Mit ca. 200 anderen Touristen... Das schadete aber der Stimmung und der Schoenheit dieses Ortes keineswegs. Als die Sonne aufging und die Strahlen ueber die Berge streiften brachen alle in Jubel aus... Hach, mei war des schein... Auf den Rueckweg machten wir uns dann zu Fuss! Ja richtig, Timmy ist mit uns wandern gegangen! Geschlagene 3 Stunden. Angetrieben von mir – und vom Gedanken an ein riesiges Fruehstueck in unserem Lieblings-Fruehstuecksort ;)


Sind wir noch in Indien?

Nicht nur dass kuehle Klima, die Hoehenluft und die Atmosphaere eines Bergdorfes der suedlich Alpen – auch die Menschen sahen komplett anders aus! Das ganze haengt viel mit Darjeelings Geschichte zusammen, denn der Ort gehoerte nicht immer zu Indien. Es gab viel politisches Hin und Her (womit ich euch jetzt nicht langweilen moechte), und als die Englaender den Ort uebernahmen und die Teeplantagen eroeffneten kamen viele Nepalesen und Tibetaner als Arbeiter. Diese Voelker praegen nun hauptsaechlich das Bild von Darjeeling – und diese Menschen sind einfach super! Sooo freundlich, und zwar auf eine ganz andere, zurueckhaltendere Weise als der Rest der Inder. Stets ein warmherziges, leicht schuechternes Laecheln auf den Lippen... Man fuehlte sich wirklich wie in einem anderen Land...

So richtig indisch, wie wir es kannten, sahen lediglich die indischen Touristen aus. Aber auch diese waren ganz anders, als wir es gewohnt waren. Offensichtlich ist Darjeeling ein Urlaubsort fuer die gehobene Mittelschicht. Das war wirklich ein ungewohntes Bild – alle in westlich aussehenden Markensachen, mit dicken Uhren und dickem Portmonnaie... Komisch... Das hatte aber auch zur Folge, dass wir uns nirgendwo fuerchten mussten abgezockt zu werden, und keiner der Haendler wurde aufdringlich. Alles war einfach super entspannt, eine kleine Oase des Friedens im sonst so chaotisch-verrueckten Indien...

Prayer Flags im Dorje Ling Kloster
Vielleicht ging die friedliche Atmoshpaehre auch von den vielen Kloestern, und den darin hausenden buddhistischen Moenchen aus. Bisher hatten wir in Indien nur Orte besucht, in denen Hinduismus oder Islam vorherrschten. Aber hier war die Ausgeglichenheit, Ruhe und Freundlichkeit der tibetanischen Buddhisten deutlich zu spueren. Auch die traditionellen bunten Gebetsflaggen, die vielerorts verstreut hingen, trugen sehr zur Schoenheit und Magie des Ortes bei... Ich weiss zwar nicht viel ueber Buddhismus, aber zumindest den Menschen und Ritualen nach zu urteilen ist diese Religion mir wohl die Liebste. Ich habe mir auch direkt ein Buch des Dalai Lama gekauft . Mal sehen ob ich nun die Erleuchtung finde...


Essen

Besitzer des Beef-Restaurants
Und es gab nochetwas wozu wohl die ueberwiegend buddhistische Bevoelkerung beitrug, etwas was Tim’s Herz hoeher schlagen liess... Rindfleisch!!! Hahaha, tatsaechlich gab es ein kleines suesses Restaurant mit einem noch suesseren nepalesischem Paerchen, was eine ganze Speisekarte voll mit Beef-Gerichten anbot. Fuer Hindus sind die Kuehe ja heilig, denn sie glauben es koennte ihre Mutter sein. Deshalb toeten sie sie auch nicht – aber bei den Buddhisten scheint das wohl anders zu sein... Und wie lecker das war! Wir wurden direkt Stammgaeste, und die Jungs verschlungen hier obligatorisch 1-2 Beefburger taeglich :) Den meisten Kontakt mit den Einheimischen hatten wir generell beim Essen, entweder in kleinen selbstgefuehrten Restaurants, oder an Strassenstaenden. Nicht nur war das Essen dort oft spottbillig (unter 1 Euro), sondern wurde auch mit viel Liebe komplett frisch zubereitet, und mit einem aufrichtig warmen Laecheln serviert. Das Beef-Paerchen machte sogar taeglich seine eigene Wurst her, und arbeitete von morgens bis abends mit viel Enthusiasmus und Leidenschaft... 

Und wir lernten auch wieder einen jungen Menschen mit grossen Visionen kennen. Shanu betrieb ein italiensich angehauchtes Restaurant, in dem er in dieser Woche die Dachterasse eroeffnete, und uns alle dazu einlud. Es gab witzig-kreative Gerichte wie Doppeldecker-Pizza oder Pizza-Wrap, und auch Classics wie hausgemacht Lasagne – und natuerlich Bier ;) Auch wenn das einheimische Essen meist spannender ist, ab und zu ist es doch ganz schoen etwas europaeisches zwischen die Zaehne zu bekommen. Und vor allem wenn die Besitzer so super tolle Menschen sind! Shanu konnte super Englisch, und erzaehlte uns von seinen Plaenen bald nach Neuseeland zu gehen, und wenn moeglich dort eine weitere Filialie seines „Chave Cosmos“ aufzumachen. Also, Augen auf wenn ihr bald ein italienisches Restaurant von einem Inder in Neuseeland findet :) Viel Glueck Shanu, du schaffst das !


Die sechs Freunde

Wow, eigentlich war die Uebernachtung auf dem Bahnhof bei Varanasi ja ein Gluecksfall! Nicht nur dass wir euch mal wieder eine kleine Story zu erzaehlen haben, wir hatten einfach eine geniale Woche zusammen. In so guter Gesellschaft hat selbst Tim das Wandern Spass gemacht! Muss ich mir jetzt vielleicht Sorgen machen? 

Eingequetscht im Taxi zum Happy Valley
Tea Tasting
Zu den gemeinsamen Erlebnissen unserer kleinen Bahnhof-Gang gehoerte u. A. ein Besuch der “Happy Valley” Teeplantage, wo der beruehmte Darjeeling-Tee oekologisch angebaut, geerntet und verarbeitet wird. Eigentlich hatten wir vor mit dem Taxi dort hin zu fahren, wie es uns von unserem Hotel empfohlen wurde... Der Lauf zum Taxistand war schonmal eine Wanderung fuer sich, da wir den falschen Weg eingeschlagen hatten. Endlich angekommen quetschten wir uns also zu 6. in ein Taxi, das wir stolz auf 10 Rupies pro Person (ca. 15cent) heruntergehandelt hatten. “Wow, das ist ja mal billig”, dachten wir noch. Der Platzmangel stoerte uns dabei nicht allzu sehr, “kann ja nicht so weit sein”, dachten wir. Fehlanzeige? Nein, diesmal hatten wir richtig gedacht. Allerdings rechneten wir nicht damit, dass das Taxifahrer  uns schon 500m spaeter mit einem breiten Grinsen wieder absetzen wuerde. “Here, it’s Happy Valley” !!! Tatsaechlich, da war der Eingang, vielleicht 5 Gehminuten vom Taxistand entfernt… Dududuuuu… Naja, gelohnt hat sich’s trotzdem, wir waren die ersten und bekamen so eine ‘exclusive’ Fuehrung durch die Fabrik, mit Tea-Tasting am Ende und einem netten Guide, der uns alles ueber das Leben auf der Teeplantage erzaehlte – inklusive der Blutfehden zwischen den Teebauern, die noch bis vor kurzem noch Gang und Gebe waren, bis einer stirbt. Und dass er seinen Job eigentlich gar nicht mag… Sehr ehrlich der Mann, das hat man nicht oft ;)



Unsere kleine Gang...

Eines abends entschieden wir uns, endlich unseren ersten Bollywood-Streifen im Kino anzusehen, “Barfi” – und wir liebten ihn!!! Alle! Auch die Jungs! Wirklich! Obwohl der Streifen in Hindi war haben wir eigentlich alles verstanden und wurden fuer 3 ganze Stunden blendend unterhalten… Die weiteren Abende verbrachten wir (ausser mit Beefburger Essen) oft mit ein paar Bierchen, Gitarre und genialen Kartenspielchen. Simon hatte diesbezueglich echt richtig was auf Lager, der gebohrene Entertainer ;) Ach, wir hatten echt eine tolle Zeit! Die drei Amerikaner haben uns mit ihrer super
... Simon darf natuerlich nicht fehlen!

lockeren, offenen und spassigen Art richtig Lust auf die US Westcoast gemacht. Wenn da wirklich alle so super gut drauf sind, muessen wir dort ganz schnell mal hin! Und Simon ist echt ein Ausnahme-Charakter! Er ist super schlau, sozusagen ein wandelndes Buch, mit Wissen ueber so ziemlich alles und jeden. Und das Beste, er kann einfach wahnsinnig spannend erzaehlen, egal ob es um eine Reise durch Usbekistan, oder die geschichtlichen Hintergruende des Linksverkehres geht ;) Gleichzeitig weiss er aber wie man Spass hat und ordentlich feiert – einer der grossartigsten Typen die wir je getroffen haben... Danke an euch Alle!!! Man sieht sich ja immer zweimal im Leben... (Oder oefter hoffentlich)...


Liebe Gruesse und bis bald ;)