Donnerstag, 18. Oktober 2012

Cooling Down in Darjeeling


Endlich da! ... Oder doch nicht?


Puh! Nach 18 Stunden auf dem Bahnhof, und noch einmal 19 Stunden Zugfahrt oben drauf, stolperte unser lustiges 6er Gespann um 9 Uhr morgens aus dem Zug – hinein in die Hitze! Aber in Darjeeling sollte es doch eigentlich kuehl sein, oder? Ha, aber wir waren ja noch gar nicht in Darjeeling, denn das lag ja noch eine 3-stuendige Jeepfahrt von uns entfernt! Was soll’s, nach dieser langen Reise ist das doch ein Klacks, und schoen gemuetlich im Auto, das konnte schon nicht so schlimm sein... :)... Meine Gedanken waren wohl ein wenig optimistisch. Die Jeep-Fahrer nutzen gern jeden Milimeter ihres Fahrzeuges aus – mehr Mitfahrer, mehr Kohle, klar. So sassen wir insgesamt zu elft in einem Wagen, der eigentlich maximemal fuer 8 bequem waere, ich mit den drei Jungs auf der Hinterbank! Gemuetlich ist dabei relativ. Die Entfernung nach Darjeeling betrug 70km, nun koennt ihr euch vielleicht vorstellen wie diese aussah, wenn man dabei 3 Stunden braucht und ueber 2000 Hoehenmeter ueberwindet... Die arme Adina leidet an Reisekrankheit – wie hat sie diese Fahrt nur ueberstanden??? Aber auch Siena und ich „fuhren“ noch ein paar Stunden weiter, auch nachdem wir bereits ausgestiegen waren...


Ein ganz neues Klima... Und Berge...

Ueber den Wolken, aiaiai...
Es dauerte noch ein wenig bis wir dann so richtig in Darjeeling ankamen, und realisieren konnten wo wir waren. Was wir aber sofort realisierten war: es war um einiges kaelter! Den guten Tim hat das natuerlich riesig gefreut :) Okay, ich fand’s auch mal ganz angenehm. Tagsueber waren meist ca. 20 Grad –also Zeit fuer den Winterpullover! Ha, hat sich doch gelohnt das Zeug mit nach Indien zu nehmen! Und nachdem wir unser Hotelzimmer gesehen haben sind wir auch direkt losgezogen um zwei Decken zu kaufen, denn das Bettzeug war, wie soll ich es sagen, ein wenig feucht. Also haben wir uns dann nachts schoen in unsere brandneuen Fleece-Decken gekuschelt (das machte dann auch die steinharten Matratzen fast zu einem Himmelbett). Der spaete Monsun war wohl mal wieder Schuld an dem Schlamassel. Genau deswegen stand man draussen auch oefters mal in einer Dunsthaube, sozusagen direkt in den Wolken – hatte irgendwie auch was. Schade war nur, dass man normalerweise um diese Zeit jeden Tag klare Sicht auf die umliegenden gruene Berge, Teeplantagen, und die schneebedeckten Spitzen Indiens hoechsten Berges Kangchendongze (8586 m) – und sogar die des Mt. Everest – haben sollte... Naja, man kann eben nicht alles haben... 


Yaaaaay, die Spitzen der Welt
Und unsere Traum-Aussicht auf die Spitzen der Welt haben wir schliesslich auch noch bekommen, bei einem (sehr) frueh morgendlichem Ausflug zum Aussichtspunkt „Tiger Hill“: Um 4:30 Uhr (!) brachen Simon, Tim und ich auf zum Jeep-Parkplatz, dann ca. 45 Minuten bergauf, und da waren wir... Mit ca. 200 anderen Touristen... Das schadete aber der Stimmung und der Schoenheit dieses Ortes keineswegs. Als die Sonne aufging und die Strahlen ueber die Berge streiften brachen alle in Jubel aus... Hach, mei war des schein... Auf den Rueckweg machten wir uns dann zu Fuss! Ja richtig, Timmy ist mit uns wandern gegangen! Geschlagene 3 Stunden. Angetrieben von mir – und vom Gedanken an ein riesiges Fruehstueck in unserem Lieblings-Fruehstuecksort ;)


Sind wir noch in Indien?

Nicht nur dass kuehle Klima, die Hoehenluft und die Atmosphaere eines Bergdorfes der suedlich Alpen – auch die Menschen sahen komplett anders aus! Das ganze haengt viel mit Darjeelings Geschichte zusammen, denn der Ort gehoerte nicht immer zu Indien. Es gab viel politisches Hin und Her (womit ich euch jetzt nicht langweilen moechte), und als die Englaender den Ort uebernahmen und die Teeplantagen eroeffneten kamen viele Nepalesen und Tibetaner als Arbeiter. Diese Voelker praegen nun hauptsaechlich das Bild von Darjeeling – und diese Menschen sind einfach super! Sooo freundlich, und zwar auf eine ganz andere, zurueckhaltendere Weise als der Rest der Inder. Stets ein warmherziges, leicht schuechternes Laecheln auf den Lippen... Man fuehlte sich wirklich wie in einem anderen Land...

So richtig indisch, wie wir es kannten, sahen lediglich die indischen Touristen aus. Aber auch diese waren ganz anders, als wir es gewohnt waren. Offensichtlich ist Darjeeling ein Urlaubsort fuer die gehobene Mittelschicht. Das war wirklich ein ungewohntes Bild – alle in westlich aussehenden Markensachen, mit dicken Uhren und dickem Portmonnaie... Komisch... Das hatte aber auch zur Folge, dass wir uns nirgendwo fuerchten mussten abgezockt zu werden, und keiner der Haendler wurde aufdringlich. Alles war einfach super entspannt, eine kleine Oase des Friedens im sonst so chaotisch-verrueckten Indien...

Prayer Flags im Dorje Ling Kloster
Vielleicht ging die friedliche Atmoshpaehre auch von den vielen Kloestern, und den darin hausenden buddhistischen Moenchen aus. Bisher hatten wir in Indien nur Orte besucht, in denen Hinduismus oder Islam vorherrschten. Aber hier war die Ausgeglichenheit, Ruhe und Freundlichkeit der tibetanischen Buddhisten deutlich zu spueren. Auch die traditionellen bunten Gebetsflaggen, die vielerorts verstreut hingen, trugen sehr zur Schoenheit und Magie des Ortes bei... Ich weiss zwar nicht viel ueber Buddhismus, aber zumindest den Menschen und Ritualen nach zu urteilen ist diese Religion mir wohl die Liebste. Ich habe mir auch direkt ein Buch des Dalai Lama gekauft . Mal sehen ob ich nun die Erleuchtung finde...


Essen

Besitzer des Beef-Restaurants
Und es gab nochetwas wozu wohl die ueberwiegend buddhistische Bevoelkerung beitrug, etwas was Tim’s Herz hoeher schlagen liess... Rindfleisch!!! Hahaha, tatsaechlich gab es ein kleines suesses Restaurant mit einem noch suesseren nepalesischem Paerchen, was eine ganze Speisekarte voll mit Beef-Gerichten anbot. Fuer Hindus sind die Kuehe ja heilig, denn sie glauben es koennte ihre Mutter sein. Deshalb toeten sie sie auch nicht – aber bei den Buddhisten scheint das wohl anders zu sein... Und wie lecker das war! Wir wurden direkt Stammgaeste, und die Jungs verschlungen hier obligatorisch 1-2 Beefburger taeglich :) Den meisten Kontakt mit den Einheimischen hatten wir generell beim Essen, entweder in kleinen selbstgefuehrten Restaurants, oder an Strassenstaenden. Nicht nur war das Essen dort oft spottbillig (unter 1 Euro), sondern wurde auch mit viel Liebe komplett frisch zubereitet, und mit einem aufrichtig warmen Laecheln serviert. Das Beef-Paerchen machte sogar taeglich seine eigene Wurst her, und arbeitete von morgens bis abends mit viel Enthusiasmus und Leidenschaft... 

Und wir lernten auch wieder einen jungen Menschen mit grossen Visionen kennen. Shanu betrieb ein italiensich angehauchtes Restaurant, in dem er in dieser Woche die Dachterasse eroeffnete, und uns alle dazu einlud. Es gab witzig-kreative Gerichte wie Doppeldecker-Pizza oder Pizza-Wrap, und auch Classics wie hausgemacht Lasagne – und natuerlich Bier ;) Auch wenn das einheimische Essen meist spannender ist, ab und zu ist es doch ganz schoen etwas europaeisches zwischen die Zaehne zu bekommen. Und vor allem wenn die Besitzer so super tolle Menschen sind! Shanu konnte super Englisch, und erzaehlte uns von seinen Plaenen bald nach Neuseeland zu gehen, und wenn moeglich dort eine weitere Filialie seines „Chave Cosmos“ aufzumachen. Also, Augen auf wenn ihr bald ein italienisches Restaurant von einem Inder in Neuseeland findet :) Viel Glueck Shanu, du schaffst das !


Die sechs Freunde

Wow, eigentlich war die Uebernachtung auf dem Bahnhof bei Varanasi ja ein Gluecksfall! Nicht nur dass wir euch mal wieder eine kleine Story zu erzaehlen haben, wir hatten einfach eine geniale Woche zusammen. In so guter Gesellschaft hat selbst Tim das Wandern Spass gemacht! Muss ich mir jetzt vielleicht Sorgen machen? 

Eingequetscht im Taxi zum Happy Valley
Tea Tasting
Zu den gemeinsamen Erlebnissen unserer kleinen Bahnhof-Gang gehoerte u. A. ein Besuch der “Happy Valley” Teeplantage, wo der beruehmte Darjeeling-Tee oekologisch angebaut, geerntet und verarbeitet wird. Eigentlich hatten wir vor mit dem Taxi dort hin zu fahren, wie es uns von unserem Hotel empfohlen wurde... Der Lauf zum Taxistand war schonmal eine Wanderung fuer sich, da wir den falschen Weg eingeschlagen hatten. Endlich angekommen quetschten wir uns also zu 6. in ein Taxi, das wir stolz auf 10 Rupies pro Person (ca. 15cent) heruntergehandelt hatten. “Wow, das ist ja mal billig”, dachten wir noch. Der Platzmangel stoerte uns dabei nicht allzu sehr, “kann ja nicht so weit sein”, dachten wir. Fehlanzeige? Nein, diesmal hatten wir richtig gedacht. Allerdings rechneten wir nicht damit, dass das Taxifahrer  uns schon 500m spaeter mit einem breiten Grinsen wieder absetzen wuerde. “Here, it’s Happy Valley” !!! Tatsaechlich, da war der Eingang, vielleicht 5 Gehminuten vom Taxistand entfernt… Dududuuuu… Naja, gelohnt hat sich’s trotzdem, wir waren die ersten und bekamen so eine ‘exclusive’ Fuehrung durch die Fabrik, mit Tea-Tasting am Ende und einem netten Guide, der uns alles ueber das Leben auf der Teeplantage erzaehlte – inklusive der Blutfehden zwischen den Teebauern, die noch bis vor kurzem noch Gang und Gebe waren, bis einer stirbt. Und dass er seinen Job eigentlich gar nicht mag… Sehr ehrlich der Mann, das hat man nicht oft ;)



Unsere kleine Gang...

Eines abends entschieden wir uns, endlich unseren ersten Bollywood-Streifen im Kino anzusehen, “Barfi” – und wir liebten ihn!!! Alle! Auch die Jungs! Wirklich! Obwohl der Streifen in Hindi war haben wir eigentlich alles verstanden und wurden fuer 3 ganze Stunden blendend unterhalten… Die weiteren Abende verbrachten wir (ausser mit Beefburger Essen) oft mit ein paar Bierchen, Gitarre und genialen Kartenspielchen. Simon hatte diesbezueglich echt richtig was auf Lager, der gebohrene Entertainer ;) Ach, wir hatten echt eine tolle Zeit! Die drei Amerikaner haben uns mit ihrer super
... Simon darf natuerlich nicht fehlen!

lockeren, offenen und spassigen Art richtig Lust auf die US Westcoast gemacht. Wenn da wirklich alle so super gut drauf sind, muessen wir dort ganz schnell mal hin! Und Simon ist echt ein Ausnahme-Charakter! Er ist super schlau, sozusagen ein wandelndes Buch, mit Wissen ueber so ziemlich alles und jeden. Und das Beste, er kann einfach wahnsinnig spannend erzaehlen, egal ob es um eine Reise durch Usbekistan, oder die geschichtlichen Hintergruende des Linksverkehres geht ;) Gleichzeitig weiss er aber wie man Spass hat und ordentlich feiert – einer der grossartigsten Typen die wir je getroffen haben... Danke an euch Alle!!! Man sieht sich ja immer zweimal im Leben... (Oder oefter hoffentlich)...


Liebe Gruesse und bis bald ;)


 

1 Kommentar:

  1. Ach witzig, wir haben Barfi auch gesehen, aber in Mumbai. Uns hat der auch sehr gut gefallen, vor allem die Bilder aus Darjeeling. Schade, dass wir nicht da waren. In Berlin müsst ihr uns auf jeden Fall noch mehr davon erzählen.
    LG
    Sacha und Janine

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