Freitag, 5. Oktober 2012

Rishikesh - Entspannung, Yoga und viel Essen...




Hmmmm... ein Pilger-Ort am Fusse des Himalayas, nahe dem Ursprung des Ganges, und die Geburtstaette des Yoga, in der die Beatles 1968 einen Monat im Ashram verbracht hatten... Das klingt doch mal nach entspannter Hippie-Atmosphaere :)


 


Ankunft

Nach einer (tatsaechlich) sehr angenehmen 17stuendigen Zugfahrt kamen wir in Haridwar an (ca. 1 Bus-Stunde von Rishikesh entfernt). Also so langsam sind wir echt drin im flow of India: Wir haben ganz allein direkt die Busstation gefunden haben, ohne uns grossartig mit den zahlreichen Tuktuk-Fahrern herumschlagen zu muessen. Dass die Busstation nur 100 m vom Bahnhof entfernt war ist dabei ja mal nebensaechlich. Allerdings gab es dann doch noch eine kleine Herausforderung: Herauszufinden wo unser Bus abfaehrt. Einfach nachfragen funktioniert in Indien naemlich nicht so richtig. Inder Nr. 1 schickt uns zu Busstand 17, dort angekommen sagt Inder Nr. 2 „Rishikesh? Noooo, not here, other side“. Dann Inder Nr. 3: „Yes, I know where, come with me“. Wieder Fehlanzeige. Egal, wir waren entspannt, gutgelaunt und hatten Zeit, und irgendwann wird man ja dann doch zum richtigen Bus geschliffen, wenn er schon fast am losfahren ist...


Mama’s Cottage


Ausblick von unserem Balkon
Nach erfolgreich gemeisterten Bus- und Tuktukfahrt kamen wir im Backpacker-Viertel „Highbank“ an. Beim Aussteigen empfing uns direkt eine kleine aeltere indische Dame und wollte uns in ihr Guesthouse locken. Sie war wirklich zuckersuess, aber wir wollten doch eigentlich in das Guesthouse gegenueber... Hmm... Die kleine Dame sagte uns, das dies ausgucht waere und wir doch lieber zu ihr kommen sollten. Wir wollten uns aber selbst ueberzeugen – und sie hatte recht... Also liessen wir uns dann doch bei der niedlichen Frau in „Mama’s Cottage“ nieder. Die beste Entscheidung unseres Lebens! Zimmer zum
Spottpreis, gross und mit warmen, orange gestrichenen Waenden, und ein
riesiger Balkon zur einen, und Blick zum Ganges auf der anderen Seite. Zudem kommt die knuddelige Besitzerin, Mama (so wollte sie stets genannt werden).
Und sie war auch so eine richtige kleine indische Mama – Keine Angst ihr beiden
Muetter daheim, euch kann keiner das Wasser reichen ;) „Mama“ begruesste
uns stets mit einem warmen Laecheln und wollte uns bekochen: „Come, Mama make nice dinner, eh“. Ihre Gaeste nannte sie „Son“ (Sohn), oder eben „Daughter“ (Tochter). Sie versuchte uns auch mit ihrem koestlichen „Banufia Pia Cake“ – oder besser bekannt als Banoffee Pie ;) - zu locken. „And sometimes Mama has beer also”(verschmitztes Laecheln bei Mama und Freudestrahlen bei Tim)...


Eindruecke von Rishikesh


Shiva-Statue an den heiligen Badestellen
Wow! Rishikesh war genau das Richtige nach den Abenteuern und Strapazen von den Staedten und der Wueste von Rajasthan… Vom ersten Moment an fuehlten wir uns verzaubert von diesem tollen Ort, umrandet von satt gruenen Bergen und geteilt durch den heiligen Fluss Ganges. Die zahlreichen Ashrams, Tempel und Badestellen, sowie die sich durch die Strassen und Maerkte schlaengelnden Pilger 

Chotiwala - Maskottchen eines Restaurant

und die bunt angemalten Hindu-Priester verliehen dem Ort eine echt magische Atmosphaere. Von ueberall ertoente Musik oder religioese Sprechgesaenge. Und man konnte dort Alles lernen bzw. erleben was gut fuer Koerper und Geist ist: Yoga, Meditation Ayurveda, Massagen, traditionelle indische Musikinstrumente (Tabla, Flute oder Sitar), oder auch indische Koch- oder Sprachkurse... 

Reisterassen auf dem Weg zu einem Wasserfa
Fuer den Ausgleich zwischen Entspannung und Adrenalin sollte es eigentlich Rafting, Kayaking und Bungee Jumping geben – Wow, dachten wir, Rafting auf dem Ganges! Das waer ja mal was... Leider hat uns der verspaetete Monsun einen Strich durch die Rechnugn gemacht, und alles was Action-gepackt ist und Spass macht war wegen Regengefahr bis auf den Tag gestrichen, an dem wir abgereist sind... Naja, vielleicht war das ja besser so, bei dem Haywoodschen Glueck und Geschick bei neuen Adventure Sportarten :)









Living Life Good...

Obwohl es sich nicht so sehr wie das Indien anfuehlte das wir bisher kannten, fanden wir den Mix aus den Hindupilgern, Backpackern und Aussteigern richtig toll und mal eine gute Abwechslung. Alles war so entspannt... Und ein grosser Vorteil der vielen westlichen Touristen war: das Essen!!! Zwar ist es uns eigentlich schon lieber traditionelles einheimisches Essen zu probieren, aber
Lemon-Mint Nana
nach den ganzen oeligen, salzigen kulinarischen Eskapaden in Rajasthan war Rishikesh eine absolute Wohltat! Unsere Lieblingsspeisen: Bruschetta auf knusprigem braunen Brot mit einem Berg von Tomaten, Zwiebel und Knoblauch; Israelische Falafel und Hummus Sandwiches – und das beste Getraenk ueberhaupt: „Lemon-Mint Nana“, eine Art alkoholfreier Mojito-Slush aus frischer Minze und Zitrone... Yum! 



Ich mit meinem Yogi
Und unser suesses Leben geht weiter: Ich bin tatsaechlich jeden morgen 2 Stunden zum Yoga gegangen. Das war echt eine Erfahrung, sozusagen direkt an der Quelle. Der Yoga-Lehrer war der Hit, mit seiner hohen nasalen Stimme, und seinem gesaeuselten, gebrochenem Englisch! Hahaha... Aber ich hab mir das Lachen gut verkniffen und alles sehr ernst genommen, und es tat wirklich richtig gut! Einmal kam Tim sogar mit!!! Ja, wirklich, ich erzaehl keine Maerchen! Haha, aber einmal hat ihm dann doch gereicht. Schade, und ich dachte ich koennte ihn zu seinem inneren Frieden fuehren :) Naja, Tim hat sich dann seinen ganz eigenen inneren Frieden gekauft: eine Gitarre! Endlich!! Und was fuer ein schoenes Stueck. Hoffentlich uebersteht sie die Reise. Und mal wieder ein Beweis wie Musik verbindet: kaum sass er auf dem Balkon und fing an zu spielen, gesellte sich ein Israeli zu ihm, Tom. Tom spielte ebenfalls Gitarre, und beide sassen von nun an oft zusammen und hielten kleine Jam Sessions ab...


Die Israelis

A pro pos Israelis... Die haben hier ja mal einen kleinen Abschnitt verdient. Denn ausser Tom gab es davon hier gefuehlte 1000. Egal wo man hinkam, die meisten weissen Gesichter waren aus diesem kleinen Konflikt-gepraegtem Land. Waehrend meines Studiums las ich oft darueber, dass junge Israelis traditionell nach den 2-3 Jahren (!) Wehrdienst – den Jungs UND Maedchen absolvieren muessen –eine laenger Auszeit nehmen und backpacken. Kann ihnen ja auch nicht wirklich jemand veruebeln. Allerdings ist ihr Verhalten dabei oft sehr fragwuerdig. Tom war da echt eine Ausnahme, und bestaetigte uns die Geruechte, dass Israelis immer in Gruppen reisen und Kommunen bilden, in denen kein Nicht-Israeli willkommen ist. Bloss kein Kontakt mit Anderen, und schon gar nicht mit Einheimischen. Ausser natuerlich im Restaurant oder Hotel, wo sie die Angestellten nach Strich und Faden schikanieren. Manchmal war es echt hart nichts zu sagen, wenn die wirklich super netten Kellner, die dort einen fantastischen Job machten, wegen Nichtigkeiten heruntergeputzt wurden... Man kann ja verstehen, dass nach der harten Zeit in der Armee der Drang gross ist, zu tun und zu lassen was man will, ohne sich an Regeln zu halten... Aber irgendwo gibt es eben auch Grenzen... Zudem waren die Israelis Schuld, dass es seit 2 Wochen in Rishikesh kein Bier mehr gab, da sie ihre Party’s und Exzesse zu bunt getrieben haben –  die Schweine!

(WICHTIG: Bitte beachtet, dass wir natuerlich nicht auf alle Israelis schliessen. Mit Sicherheit gibt es viele tolle, offene und nette Menschen da. Dies sind nur die Eindruecke aus Rishikesh.)


Unsere Einfuehrung ins Juwelier-Business
 
Der Tag unserer Abreise: Die Rucksaecke waren gepackt und wir wollten sie gerade in Mama’s Kammer verstauen, als uns ein Inder (wohl um die 50) ansprach. Es kam das Uebliche „Where are you from” und wir dachten uns noch nicht viel dabei. Als er hoerte dass wir aus Deutschland sind, begann er eine rege Unterhaltung mit uns, in ungewohnt gutem Englisch. Er sagte er sei oft in Deutschland, aus geschaeftlichen Gruenden. Das machte uns neugierig. Wir akzeptierten seine Einladung auf einen Chai (Tee mit Milch) und er erzaehlte uns, dass er ein Schmuckhaendler ist, der stets auf Geschaeftsreise durch die ganze Welt ist. Gerade kam er aus Myanmar, wo er die meisten rohen Steine kauft, und dann in Deutschland, Frankreich, Japan und dem Mittleren Osten fuer viel Geld an den Mann bringt. Er war unheimlich stolz auf seinen Beruf, und nahm uns mit in sein kleines abgeschottetes Zimmer, denn er wollte uns unbedingt seine „Schaetze“ von Nahem zeigen. Er oeffnete einen Koffer mit
Ich mit einer echten (und schweren) Rubin-Kette... Neeee danke
hunderten funkelnden Edelsteinen, zeigte uns Rubine, Saphire, Smaragde usw. und erklaerte uns wie der Hase so laeuft im Juwelen-Geschaeft. Und das Ganze ohne ernsthafte Absichten uns etwas verkaufen! Na gut, er hat es dann doch mal kurz versucht uns fuer eine (wirklich schoene) Kette einen “Freundschaftspreis”zu machen ;) Er lachte aber sofort und sagte “I’m sorry, it’s my business I have to...”. Danach erklaerte er uns viel ueber Indien, ueber gesellschaftliche und politische Probleme... Es war toll das alles mal aus dem Munde eines gebildeteten und relativ wohlhabenden Mannes zu hoeren. Zum Schluss lud er uns noch zu seiner Familie nach Delhi ein, falls wir es auf dem Rueckweg schaffen. Das war echt mal eine ganz andere „Real India“ Erfahrung in diesem sonst eher wenig-indischem Ort...


Baden im Ganges!

Bevor wir abreisten mussten wir noch einen ganz wichtigen Punkt erledigen: einmal Baden im heiligen Ganges! Denn der ist hier wirklich sauber, nur ein bisschen grau vom sandigen Boden, der das Wasser aber in einen super schoenen Glitzer huellte… Ich wollte jedoch nicht an den Badetreppem in der Stadt baden, sondern lieber ein Stueckchen laufen, in Richtung der schoenen, einsamen weissen Straende, die wir zuvor bei einem Rollerausflug von weitem gesehen hatten. Tim ist ja kein grosser Fan von „einfach drauf los laufen und gucken was kommt“. Aber nach anfaenglichem Protest konnte ich ihn dann doch ueberreden... denn alleine wollte er schliesslich auch nicht baden J Und da hat sich das loslaufen, ohne genau das Ziel zu kennen doch mal richtig gelohnt, oder? Ein traumhaft weisser Strand, den noch 4 andere Touristen entdeckt hatten und schon froehlich im heiligen Fluss herum plantschten. Zugegeben, die Stroemung ging schon ganz schoen ab. Aber solange man stehen konnte war es kein Problem. Jetzt sind wir also reingewaschen von all unseren Suenden ;)

Dann kann die naechste Zugfahrt nach Varanasi ja kommen – Gottseidank muessen wir dann dort nicht nochmal ins Wasser (Gemisch aus Leichen, Abfall und wer weiss was)... Entspannte Gruesse und bis bald... Namaste



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