Montag, 24. September 2012

Bikaner - eine Nacht in der Wueste

Da wir inzwischen schon wieder weitergewandert sind, gibt es nun schnell die naechste Story… Unser Kurztrip in die Wuestenstadt Bikaner sollte unser bisher praegendstes Erlebnis im Bezug auf das „echte Indien“ werden…

Ankunft in Bikaner – Vino’s Guesthouse

Tims gemuetlichste schlaf position
Nach einer sehr (SEHR) holperigen 7-stuendigen Busfahrt sprangen wir erleichtert (und unversehrt) aus dem Bus. Hinein ins naechste Abenteuer: Kamelsafari mit Uebernachtung in der Wueste! Ueber unsere beiden treuen Begleiter „Lonely Planet“ und „Trip Advisor“ sind wir auf „Vino’s Guesthouse“ gestossen. Vino, der Besitzer, ist so etwas wie der Kamel-Guru in Bikaner, seit 20 Jahren im Geschaeft und die Bewertungen versprachen nur Gutes. Gleichzeitig bietet er billige Uebernachtung in seinem grossen Haus an. „Klingt super“, dachten wir, endlich mal bei einer echten indischen Familie wohnen, mit leckeren hausgemachtem Essen von Mama und viel Herzlichkeit und Gastfreundschaft… Als wir ankamen oeffnete uns Vino’s Sohn die Tuer, starrte uns nur apathisch an, sagte kein Wort. Eine Frau stand in der Kueche, sagte kurz Hallo, aber das war’s. Hm… und nun? Da oeffnete Vino’s juengste Tochter die Tuer, sagte nur kurz und abgehackt „Come, I show you room“. Ein Laecheln? Fehlanzeige. Vielleicht ist sie ja noch schuechtern? Leider falsch gedacht. Ohne Witz, in jedem Hotel zuvor fuehlten wir uns mehr willkommen als hier! Es erschien uns eher als ob sie von unserer Anwesenheit genervt waren. Kein Hallo, kein Laecheln, Nix! Der Einzige der dann doch richtig nett und gastfreundlich war, war Vino selbst. Bloederweise war er so gut wie nie da. Zwar blieben wir nach einigem Zoegern doch die 2 Naechte da, aber auch nur weil es billig war, und unser Trip in die Wueste eh im Vordergrund stand.

Kurze Eindruecke von Bikaner

Wie ruhig die waren kein schreien nur gucken
Direkt bei unserem ersten Trip ins Stadtzentrum ist uns aufgefallen, dass Bikaner vom westlichen Tourismus noch sehr abgeschottet ist, zumindest im Moment. Wir waren so ziemlich die einzigen weissen Gesichter, die auf den Strassen herumirrten. Alle Inder schauten uns dementsprechend hinterher, waren aber nicht wirklich aufdringlich. Die Haendler schrien uns nicht staendig hinterher, keiner versuchte uns etwas aufzuschwatzen, und alles war echt spottbillig! Sowas wie doppelte – oder auch mal 10-fache – Touristenpreise gab es hier nicht. Obwohl wir die Stadt an sich nicht so spannend – und viel zu heiss – fanden, war das doch mal ein angenehmer Wechsel…. Stop! Eigentlich haben uns die Einheimischen doch die ganze Zeit angequatscht. Aber nicht um uns etwas zu verkaufen, sondern nur um zu fragen „Hellooo! Whot iss yo name? Which country?“, oder „Can I help you? Where you going? I tell you way”… Verdammt nett, und auch lustig wenn sie mitten auf der Strasse mit ihrem Motorrad anhielten und den ganzen Verkehr behinderten, nur um uns kurz anzusprechen. Aber trotzdem auch immer noch seltsam…


Das Abenteuer Wueste beginnt

Unser Guide Harphool (Den in der mitte kenn ich nicht ;)
Nach einer unruhigen Nacht im steinharten Bett ging es nun also endlich los in die Wueste. Als wir beim Fruehstueck sassen wurde es mir ploetzlich etwas mulmig. Nicht nur dass wir die einzigen Teilnehmer waren, auch das ganze Ambiente im Guesthouse verunsicherte mich doch stark. Hatten wir uns wirklich den richtigen Anbieter ausgesucht? Dann kam hinzu, dass unser Guide nicht der coole junge Inder sein sollte, der uns am Vortag die Safari schmackhaft gemacht hat, sondern ein (relativ) alter Mann mit schiefen Zaehnen und ziemlich gebrochenem Englisch. Meine Vorfreude war schlagartig dahin. Tim versuchte mich aufzubauen und ueberzeugte mich schliesslich (halbwegs), erstmal abzuwarten. Und er sollte Recht behalten….

Mogli aka Camelman Tochter 
Bereits waehrend der rasanten (ca. 1-stuendigen) TukTuk-Fahrt zum Dorf der Camelmen (Kamel-Fuehrer) fing ich an Harphool (unseren Guide) zu moegen. Er erinnerte mich ein wenig an den Affen von Koenig der Loewen. Sein Lachen war auf jeden Fall aehnlich und sehr ansteckend. Unsere erste Station war das Haus des einen Kamelmannes. Eigentlich sollte es ja direkt weiter gehen, nur kurz die Kamele und den Wagen schnappen und ab… Haha, haben wir das wirklich geglaubt? Nein natuerlich nicht, wir kennen die indischen Zeitangaben schon gut genug. So warteten wir ca. 1 Stunde, die aber schnell verging, denn die Tochter des Camelmans hat uns gut auf Trab gehalten! Sie kam direkt lachend auf mich zugerannt, sprang um mich herum, zeigte mir den Hof, und begutachtete mich und meine Sachen. Sie wollte Alles einmal ansehen und anfassen, dann rannte sie wieder los, kam wieder zu mir und so weiter. Ein absolutes Energiebuendel! Tim fand, dass sie aussah wie Mogli J Das spannendste fuer sie war unser Fotoapparat, den ich ihr gern fuer ein paar Minuten ueberliess, und mit dem sie das ganze Haus und die Familie fotografierte. Hahaha, was ein Spass anzugucken… 

Dann zog sie also los, unsere kleine Karawane. Sie bestand aus einem Kamel zum darauf Reiten, und einem das den grossen Karren zog, der voll beladen war mit Wasser, Proviant, allem was wir fuer das Nachtlager brauchten – plus den zwei Kamelfuehrern, Harphool und Tim! Ich fand es zuerst schade, dass wir nicht beide ein Kamel zum Reiten hatten, aber Tim hat sich doch sehr gefreut – Kamelreiten ist wohl ziemlich schmerzhaft fuer Maenner! Harphool amuesierte sich koestlich darueber: „Hahaha, pain on coconut? Hahaha…“ So lustig wie es war, haben wir uns dann doch Sorgen um die Kinderplanung gemacht, deshalb war ich also die meiste Zeit auf dem Kamel, schliesslich wird bei mir nur der Hintern blau J Aber mir hat es nach einer Weile wirklich Spass gemacht! Man hatte sich mit dem Rhythmus des Kamels „eingegrooved“ und schaukelte so dahin, durch die Hitze und die Stille der Wueste…

Wuestenleben hautnah

Um das Ganze einmal zusammen zu fassen: Unsere 2 Tage in der Wueste mit Harphool und unseren beiden Camelmen waren einfach einmalig und unvergesslich! Man muss dazu sagen dass die Thar-Wueste nicht aus den grossen Sandduenen der Sahara, sondern ist – eher aehnlich wie Steppe – auch mit vielen Straeuchern und dornigen Baeumen versehen. Das tut aber der ganzen Atmosphere keinen Abbruch. Man reitet stundenlang durch diese ewige Weite, sieht Antilopen vorbeispringen und lernt durch Harphools grosses Wissen alles ueber die Bewohner der Wueste (Tiere und Menschen). Und man hoert nichts ausser das Traben des Kamels und das Klappern des Karrens, und… das innbruenstige Ruelpsen, Schleim-Hochziehen und Rumspucken der Kamelmaenner! Hahaha, das ist dort eben alles back to nature, lass alles raus, kratz dich wo es dich juckt, und befrei dich von allem was dich bedrueckt :)
 
Das wird mal ein leckeres stangen zuchini kuerbis curry gedoens
Eines der Highlights war fuer uns definitiv das Zubereiten des Mittag- und Abendessens. Auf unserem Karren hatten wir einen grossen Sack mit lauter frischem, selbstangebautem Gemuese, welches dann mit ordentlich Zwiebeln, Knoblauch und Chili angebraten, und mit 3 verschiedenen Pulvern versehen wurde. Tim hat immer ordentlich mitgemacht und ich wurde von den Maennern bekocht. Verkehrte Welt fuer die Inder J Das Beste war, dass wir lernten unsere eigenen Chapathis (indisches flaches Brot) zu machen. Alles wurde ganz frisch aus einfachsten Zutaten innerhalb kuerzester Zeit zubereitet und ueber einem Feuer aus Wuestenholz gekocht. Abgewaschen wurde dann mit dem Wuestensand! Und das funktioniert tatsaechlich!




Das Leben der Wuestenbewohner ist schon faszinierend, vor allem es so pur und hautnah mitzuerleben. Unser Weg fuehrte uns zu zwei provisorisch errichteten Haeusern, in denen die Menschen zur Erntezeit wohnen – Ja, in der Wueste wird richtig viel angebaut! Die Waende und der Boden wurden teilweise aus Kuh-Scheisse errichtet. Kein Witz! Eines der Haeuser gehoerte dem 2. Kamelmann. Dort lebt und arbeitet er zur Zeit (wenn er keine Touren hat) mit seinen 2 Toechtern und seinem Bruder, die uns herzlich in ihrem „Zuhause“ empfingen. Die beiden Maedels waren schon wieder zuckersuess, und so offen und energiegeladen, ueberhaupt nicht schuechtern! Wiedermal war der Fotoapparat das beste Spielzeug. Uns fiel auch auf, dass alle Maedchen hier irgendwie riesige Fuesse haben! Und auch oft eine „Mono-Braue“ ueber den Augen und ziemlich haarige Beine J Back to the roots eben… Achja, noch ein Tip wenn ihr durch indische Doerfer fahrt: Nehmt Stifte mit!! Das macht die Kinder dort super gluecklich und sie kosten ja auch nichts. Leider wussten wir das nicht vorher, und hatten nur 2 Kulis zu verschenken. Schade…


Die Nacht

Einer der Camelman beim chay kochen
Gegen 17 Uhr erreichten wir unser Nachtlager. Wow, was fuer ein grossartiger Platz! Sand, Duenen, aber auch ein riesiges gruenes Feld um uns herum, und eine Wasserstelle, in der sich die Bueffel abkuehlten. Und wieder einmal wurden wir begleitet von einer Gruppe von Wuestenkindern. Sie blieben lange bei uns sitzen (immer auf ca. 10 Meter Entfernung) und schauten uns einfach nur an. Hier ein schuechternes Laecheln, da ein verschmitztes Grinsen… So suess und unschuldig, aber auch voller Neugier… Harphool bot uns an ein Zelt fuer uns aufzubauen, was wir aber dankend ablehnten. Entweder ganz oder gar nicht! Wir wollten genau wie unsere Guides im Sand unter dem freien Sternenhimmel schlafen… Naja, diesen Plan haben wir dann doch abgewandelt als uns Harphool erzaehlte dass es Schlangen uns Skorpione gibt! Deshalb konnten wir auch kein Lagerfeuer machen. Er sagte, die Tierchen „schlafen“ zur Zeit (Monsunzeit) tief untem im Sand, aber durch die Waerme wuerden wir sie aufwecken… Hmm… Eigentlich sind wir uns ja sicher dass er uns da ein bisschen verarscht hat. Aber sicher ist sicher, also entschieden wir uns fuer Option 3 und schliefen unter freiem Himmel, aber auf dem Kamelwagen J Wow, was fuer ein einmaliges Erlebnis! Wir haben beide noch nie so viele Sterne am Himmel gesehen! Das war einfach unglaublich, und wir lagen direkt unter der Milchstrasse. Ein Traum… 

Alles in allem fuehlten wir uns nach diesem Abenteuer der Wueste und seinen Bewohnern sehr nah. Gleichzeitig sind wir jetzt aber auch reif fuer etwas Urlaub in Rishikesh… Aber das ist eine neue Geschichte…

Donnerstag, 20. September 2012

Pushkar: Am heiligsten See Indiens


Wow, unser letzter Eintrag ist erst 1 Woche her, und wir haben inzwischen schon wieder so viel erlebt! Deshalb muesst ihr euch jetzt auf eine etwas laengere Story einstellen :)


Ankunft in Pushkar
 

Nach einer sehr relaxten Fahrt im „Deluxe Bus“ kamen wir neugierig an unser naechstes Ziel. An der Haltestelle wurden wir dann direkt von 20 Indern gleichzeitig empfangen und angeschrien, weil die ihre Hotel-Zimmer verkaufen wollten – was ein Stress gleich wieder... Die kennen eben genau die Buszeiten wo es neue Touris abzufassen gibt. Gut das wir wenigstens wussten zu welchem Hotel wir wollten. Aber wo lang? Ploetzlich sagte jemand „Claudia?“ -  Und wir waren voellig ueberascht, denn es war der Chef von unserem 
Rooftop im Everest Hotel
Hotel! Wir hatten gar nicht fest gebucht, sondern nur eine Anfrage fuer ein freies Zimmer gemacht, und trotzdem wurden wir abgeholt! Bunty (der Typ vom Hotel) sagte, dass er weiss wie anstregend die Leute an den Busstaenden sind, deshalb holt er uns lieber ab. Wow! Echt nett von ihm. Er brachte uns zum Hotel, und wir fanden es super! Ein gemuetlicher kleiner Vater-Sohn Betrieb, mit Dachterasse und Blick ueber Pushkar… 




Puschkar: Erste Eindruecke…

Tim nach einem Priester-Segen
Puschkar ist der Stadt mit dem heiligsten aller Hindu Seen, quasi ein Pilgerort. Hier ist Fleisch und Alkohol tabu... Hm…  Also aufstehen und mal gucken. Der Bazaar – also so gut wie der ganze Ort :) – war super sauber im Vergleich zu den Staedten zuvor, und die Menschen wieder mal super nett, und vor allem: total enspannt! Waehrend unserer kleinen Shopping-Tour sind wir dann von einer krassen Regenflut erwischt worden… Es kam wirklich runter wie aus Eimern, aber wie der Zufall so wollte sind wir zum unterstellen in eine kleine Bar namens „Funky Monkey“  gegangen. Es sollte sich spaeter herausstellen, dass das ein gluecklicher Zufall war…





Ansonsten war die Stimmung hier im Ort super. Ein bunter Mix aus Pilgern, Haendlern und Backpackern. Und es gibt ueberall Musik… Morgens beim
Sunset at Lake Pushkar
Aufstehen toent schon froehliche indische Musik aus den Wohnungen, es gibt einige Musikschulen, und auch so viele Menschen die sich einfach zusammen setzen und z.B. in den kleineren Tempeln musizieren… Oder die Trommler am
Sunset-Point (Stufen und Bar direkt am See, wo sich einige Hindu’s abends im heiligen Wasser waschen). Staendig hoert man irgendwo irgendwelche Rythmen. Und das gepaart mit der ganzen magischen Atmosphaere dieses Ortes… ein Traum!



Motorcycle Diaries (hehe)


Ich (Tim) war schon ganz aufgeregt, weil wir gesehen haben das man hier voll billig ein Motorrad ausleihen kann – und das war der heutige Plan. Wir gingen zum Verleih und tatsaechlich! 2€ Leihgebuehr und Benzin fuer 3.50 € (fuer ca. 60 km), also: LET’s GO!!! Die Maschine war glaub ich 150 ccm, oh yeah! Noch schnell eine Karte der Umgebung besorgt und ab ging es. Erstmal raus aus der Stadt – was eine kleine Herrausforderung darstellte mit den ganzen Kuehen, Menschen und anderen Bikes die sich durch die engen Strassen quetschten… Aber natuerlich mit Bravur gemeistert, ich alter Mottoard hase ;0)



Endlich draussen und durch die Berge… Mann, das war vielleicht ein Traum, was fuer eine Ruhe Oase… Nichts, ausser das Knattern der Karre… Nur gruene Berge, Kuehe, Ziegen, die Sonne, das Bike und ich – achja, und Claudi natuerlich auch ;) Unser Ziel war ein Shiva-Tempel mit einem kleinen Bergsee in dem man wohl baden koennte – yay! Tatsaechlich fanden wir einen Tempel mit Mini-Teich, wo einige junge Inder grossen Badespass hatten. Ich dachte nur: „Rein da, Wasser juhuuu!!“. Tja, fuer Claudi war da leider nix mit baden… Sie fuehlte sich nicht ganz wohl bei dem Gedanken im Bikini als einzige Frau 
Der grosse weisse Mann geht baden...
hier zu schwimmen. Wahrscheinlich berechtigt, da waeren die Inder auch total ausgeflippt –  was sie auch schon sind als ICH nur ins Wasser gegangen bin! Yeaah, der grosse weisse Mann geht mit uns schwimmen!!! Wir sind ja nun schon gewohnt dass uns alle anschauen oder rufen „Hellooo. Whatt iss yo naame?“. Aber das war trotzdem krass. Alle tummelten sich um uns und wollten dass wir sie fotografieren, oder sie mit uns ein Foto machen. Anstrengend so ein Leben als Star! 



Zwei Tage spaeter haben wir wieder eins geliehen und sind mal in die andere Richtung geduest, allerdings ohne Erfolg, da wir den Tempel den wir wollten nicht gefunden haben. Aber dafuer haben wir an einem Parkplatz gehalten wo
Umzingelt!
3 Schulbusse standen – und es hat keine 10 Sekunden gedauert bis ca. 30- 40 Kinder lachend, schreiend und kreischend auf uns zuliefen und voellig abgedreht sind. STRESS!!! Fotos, hier anfassen, da dran ziehen, voellig aus dem Haeuschen! Wir haben ja versucht mit ihnen zu lachen und spassig und freundlich zu sein, aber irgendwann wurde es auch zu viel! Also schnell weg hier! Sie haben uns natuerlich auch den ganzen Rueckweg begleitet. Ab auf’s Bike und Tschuess… Das waren echt Erlebnisse…

Ach, das ganze Fahren hat so einen Spass gemacht! Ging echt gut ab die Maschine. Allerdings gab es bei jeder Tour auch einige Mankos… Zuerst gab es da dieses laute knattern beim Beschleunigen. Hm, erstmal checken lassen… Zurueck beim Verleih kam raus dass das Zahnrad hinten total abgenuzt war! Naja, was soll’s, ist eben billig – neues Motorrad ran und weiter! Spaeter hat dann die ganze Zeit was bei den Gaengen geklappert. Wir haben’s einfach mal ignoriert und auch nix beim Abgeben gesagt… Bei der 2. Tour merkte ich ploetzlich wie dass Hinterrad anfing zu schwimmen, angehalten und ja super, ein platter Reifen. So bin ich dann mit ca. 10 kmh zum Verleih gefahren – und Claudi musste ca. 2km zum Hotel laufen (Gottseidank ist es direkt vor Pushkar passiert). Leider ist ihr nach 100m der Flip Flop gerissen :) Tapfer wanderte sie also mit nur einem Schuh durch heissen Sand, Muell, und vielleicht auch ein bisschen Kuhscheisse. Ich musste letztendlich den Reifen bezahlen, weil ich noch damit weiter gefahren bin… Naja, gerade so zu verkraften… so ist das eben fuer 2€ pro Tag… Trotzdem war’s einfach genial!


Das „Funky Monkey“: Bierchen fuer Tim?


Da hab ich doch beim zuvor beschriebenen Unterstellen im „Funky Monkey“ das Wort Cerveza gelesen – und es liess mir keine Ruhe! Sollte es hier doch ein Bierchen fuer mich geben? In diesem heiligen No-Alcohol Hindu-Ort? Und ja, es gab Bier (aber nicht offiziell). Man bestellt und bekommt es in einer „Funky  Monkey“-Tasse serviert. Und wenn die leer ist geht der Barman zurueck in die Kueche und fuellt es wieder auf bis die Flasche leer ist. Mein Aufenthalt hier gerettet! Spaeter fanden wir noch mehr Restaurants wo das Bier quasi unterm Tisch serviert wird – mal in einer Tasse, mal in einer Teekanne und mal wirklich „unterm Tisch“. Die schmieren dafuer die Polizei – so laeuft das hier eben, alle korrupt :) In dem Fall soll’s uns – vor allem mir – recht sein, hehe… Von nun an kamen wir jeden Tag hier her, nicht nur wegen dem Bier, sondern auch wegen dem leckeren Essen, dem Kaffee (echter Espresso! Hier gibt’s sonst nur Nescafe), aber vor allem wegen dem genialen Besitzer Aryan, der inzwischen echt so etwas wie ein Freund geworden ist…


Aryan

Aryan beim Cricket schauen
Der Besitzer des Funky Monkey ist der coolste Inder der Welt. Er heisst Aryan, und in seiner Freizeit ist er Bollywood Tanzlehrer :) Wir haben den ganzen Abend mit ihm verbracht und er hat uns tolle Stories von Indien erzaehlt, und von seinem Leben, voll spannend! Das war bis jetzt das beste Erlebnis, ihn kennen zu lernen. Der Kerl ist echt der Hammer und einer der positivsten Menschen die ich kenne – immer nur am Lachen und total happy, obwohl sein Leben nur aus arbeiten besteht um seine Familie (8 Leute!) zu ernaehren. Sein grosser Traum bestand darin, einmal mit dem Flugzeug weg aus Indien und ein bisschen von der Welt erkunden. Dass haette auch fast geklappt, haette sein bester Freund ihn nicht um die ganze Reise inklusive Geld und Passport betrogen. „Traue keinem Inder“ hat er mit verschmitztem Laecheln gesagt. 

Eines abends lud uns einer seiner Freunde – oder wie er immer sagt: „My Cousin-brother“ :) - ein seinen selbstgekochten Rice Pudding ( im Prinzip wie Milchreis) zu probieren, und dem sind wir natuerlich direkt gefolgt! Es war in einem nicht genutzten Rooftop Restaurant, direkt ueber dem Pushkar-See, total gechillt. Da waren ca. 10 Inder und noch so 5 Europaer. Der Rice Pudding war echt lecker, wenn wir uns doch vorher nicht schon so vollgestopft haetten. Aber was noch viel wichtiger war, wir waren mitten im Leben von ein paar indischen Freunden gelandet, konnten sehen was man als Inder eben in Pushkar abends so macht.

Aryan beim Menu erklaeren
Am naechsten Abend wollte Aryan uns dann ein bisschen ausserhalb zu einem Restaurant bringen wo es Fleisch gibt, da Tim anscheinend so aussah als ob er welches brauchte ;-) Das liessen wir uns doch nicht zweimal sagen! Ab ging es – Indian Style – zu dritt auf seinem Mottorad, auf den holprigen Weg raus aus Pushkar, vorbei an rumliegenden Kuehen, Schlammpfuetzen und hupenden Autos. Es stellte sich dann tatsaechlich heraus, dass Aryan noch viel heisser aufs Fleisch als ich und auch Bier und Zigarette fand er auf einmal super!!! Was??? Jaja, die strikten glaeubigen Hindus. Es war auf jedenfall sehr lecker, und man konnte auch fast sehen was man isst, in dem dunklen Biergarten ohne Licht. Aber das ganze war mal eine echt indische Erfahrung mit allem drum und dran. Alles in allem war Aryan der erste Inder wo ich wirklich dachte „Mann, die koennen ja echt ganz cool sein“ ;-)  Echt, je mehr man von den Menschen und der Kultur mitbekommt, umso mehr schliesst man sie ins Herz und faengt an sie zu verstehen… Mal sehen was wir noch so erleben, in diesem verrueckten Land…

Tschoe mit oe ;)